Automechanika: Globale Bühne für Innovation
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In der aktuellen Elektroauto-News.net Podcast-Folge war Olaf Mußhoff zu Gast. Mußhoff ist seit 13 Jahren für die Automechanika in Frankfurt verantwortlich. In seiner Funktion konnte er Einblicke in die weltweit größte Fachmesse für den Automotive Aftermarket offenlegen. Die Messe, die seit 1971 besteht, hat sich zu einer internationalen Plattform entwickelt, die zuletzt Aussteller aus 85 Ländern und Besucher aus 175 Ländern anzog.
Die Automechanika, die sich auf den Markt nach dem Fahrzeugverkauf konzentriert, bietet ein breites Portfolio an Produkten und Dienstleistungen, die alles rund um Autos, außer Neuwagen, umfassen. Für die Ausgabe 2024 legt die Automechanika einen besonderen Fokus auf Themen wie Innovation, Transformation, Nachhaltigkeit, Aus- und Weiterbildung sowie Nachwuchsgewinnung. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf neue Antriebsarten wie batterieelektrische und Hybridantriebe sowie Wasserstoff und E-Fuels gelegt. Die Messe dient als neutrale Plattform, die verschiedenen technischen Lösungen und Ansichten Raum bietet.
Ein Highlight der Messe ist der Future Mobility Park, ein Erlebnisparcours im Außengelände, der es ermöglicht, alternative Antriebe praktisch zu erfahren. Ein weiterer Bereich, Innovation4Mobility, konzentriert sich auf zukünftige Entwicklungen in der Automobilwirtschaft. Die Automechanika strukturiert ihre Ausstellungsbereiche klar, um Orientierung zu bieten, und deckt dabei ein breites Spektrum ab, von Ersatzteilen bis hin zu Werkstattausrüstung.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema, das in einem eigenen Bereich, dem Sustainability Court, behandelt wird. Hier können sich Besucher über nachhaltige Lösungen und Produkte im Automotive Aftermarket informieren. Die Automechanika arbeitet auch mit Verbänden zusammen, um das Thema Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung von Ausbildung und Nachwuchsgewinnung. Die Messe bietet technische Workshops und kooperiert mit Verbänden, um Schüler und Studenten für die Automobilbranche zu interessieren. Ein neues Event namens Ambition zielt darauf ab, junge Menschen durch E-Games, Musik und Entertainment anzusprechen und sie so indirekt mit der Automechanika zu verbinden.
Abschließend betont Mußhoff die Bedeutung der Automechanika als Plattform für Innovation und Austausch in der Automobilbranche und lädt Interessierte ein, die Messe zu besuchen, die vom 10. bis 14. September 2024 stattfinden wird. Im Detail gibt es natürlich weitere Einblicke im Podcast selbst. Also gerne hineinhören.
Gerne kannst du mir auch weitere Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Höre:innen des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.
Transkript zu E-Autos und weitere Zukunftstrends auf Automechanika 2024 in Frankfurt
Sebastian
Hallo Herr Mußhoff. Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit nehmen, dass wir uns ein wenig über die Automechanika unterhalten, eine Messe in Frankfurt, die im September 2024 wieder am Start ist. Bevor wir da allerdings tiefer eintauchen, stellen Sie sich doch gerne selbst mal vor und verlieren vielleicht schon mal die ersten zwei, drei Sätze über die Automechanika.
Olaf Mußhoff
Ja, mache ich gerne. Schönen guten Tag, hallo. Ich freue mich, dass ich dabei sein darf und ich hier sein darf. Meinen Namen haben Sie ja schon genannt, Olaf Mußhoff. Ich bin seit jetzt gut 13 Jahren verantwortlich für die Automechanika in Frankfurt. Und ja, die Automechanika Frankfurt ist die weltweit größte und internationalste Fachmesse für den Automotive Aftermarket, also für alles, was mit dem Auto passiert, sobald es das erste Mal auf der Straße ist, verkauft ist.
Wir haben uns seit 1971 von einer schon damals internationalen Messe – aber ein wenig kleiner – entwickelt bis eben jetzt 2018 beziehungsweise 2024 im nächsten Jahr zur weltweit größten Messe und Plattform des Automotive Aftermarkets.
Sebastian
Definitiv eine Ansage, so eine Entwicklung dann auch hinzulegen, sich da so zu positionieren. Und Sie haben ja jetzt auch schon gesagt, das ist auch wohl der klare Unterschied zur IAA, die ja einem natürlich auch immer wieder in den Sinn kommt, wenn man über Automessen spricht.
Ihr konzentriert euch auf den Markt danach, wenn die Fahrzeuge auf der Straße sind. Was können wir im September 2024 bei euch erwarten auf der Messe? Also womit geht ihr da an den Start?
Olaf Mußhoff
Ja, wir gehen wirklich mit dem ganz, ganz breiten Portfolio an den Start. Ich möchte jetzt hier nicht unsere Produktgruppen aufzählen, das ist ein wenig langweilig. Aber eigentlich kann man sich vorstellen, man findet auf der Automechanika Frankfurt alles, was mit Autos zu tun hat, außer Neuwagen.
Also es fängt an bei Ersatzteilen, bei Ersatzteilgruppen, es geht hin zu Customizing, über Werkstattausrüstung, waschen, pflegen, Karosseriebearbeitung, lackieren. Das ist alles im Rahmen der Automechanika Frankfurt zu sehen.
Das Schöne ist – wenn ich das noch ergänzen darf – das Schöne ist, das ist eben nicht nur aus deutscher oder europäischer Produktion, sondern wir hatten 2018 bei der größten Automechanika Frankfurts Aussteller aus 85 Ländern und Besucher aus 175 Ländern.
Also da sieht man wirklich, hier trifft sich die Welt, alle zwei Jahre, deswegen auch immer nur die geraden Jahreszahlen. Alle zwei Jahre trifft sich die Welt des automobilen Aftermarkets in Frankfurt.
Sebastian
Wie die Szene an sich oder wie der Automotivbereich an sich unterzieht ihr euch ja auch einem Wandel. Ihr schreibt ja euch selbst auf der Webseite auch darauf „Driving Transformation“. Das heißt, der Mobilitätswandel wird auch bei euch angekommen sein.
Merkt ihr oder setzt ihr auch verstärkten Fokus auf das Thema batteriebetriebene E-Mobilität, Wasserstoffmobilität und Überbegriff Nachhaltigkeit? Spielt das auch eine Rolle?
Olaf Mußhoff
Selbstverständlich. Eine Messe wie die Automechanika muss sich immer weiterentwickeln. Das ist inhärent, das geht gar nicht anders, weil unsere Kunden sich weiterentwickeln, die Märkte sich weiterentwickeln, die Anforderungen ändern sich, also die Anforderungen an unsere Kunden ändern sich, die Anforderungen unserer Kunden an uns ändern sich. Und wir können und dürfen da nicht stehen bleiben.
Alles, was so das Thema Transformation angeht, ist eines unserer Kernthemen. Für die nächste Ausgabe haben wir uns fünf Kernthemen vorgenommen, nämlich Innovation, Transformation, Nachhaltigkeit, Aus- und Weiterbildung und Nachwuchsgewinnung. Das sind so unsere fünf absoluten Schwerpunkte.
Neben dem ganzen normalen Messegeschehen, was ich vorhin so kurz beschrieben habe, dass die Unternehmen, die hier ausstellen, natürlich ihre Produkte, ihre Lösungen zeigen wollen, dass sie hier ihre Kunden treffen wollen, neue Kunden gewinnen wollen.
Wir sagen, wir brauchen natürlich noch viel mehr Anlässe, um Besucher nach Frankfurt zu bringen aus den Werkstätten, aus der Industrie, aus dem Handel, damit das wirklich spannend und interessant bleibt und interessant wird.
Deswegen haben wir uns diese Themen gegeben. Und dazu gehört dann eben unter der Überschrift „Transformation“ auch alles, was mit neuen – ich nenne es immer noch „mit neuen“ – Antriebsarten, alternativen Antriebsarten zu tun hat. Und das ist natürlich batterieelektrischer Antrieb, das sind Hybridantriebe, das ist Wasserstoff, das sind E-Fuels.
Das Schöne ist, wir brauchen uns keine Restriktionen aufzuerlegen. Wir sind kein Verband, wir sind keine Hersteller, wir sind eine neutrale Plattform und wir ermöglichen jeder Ansicht, jeder technischen Lösung, hier gezeigt und gesehen zu werden. Und da gehört eben alles mit dazu. Und da gehört auch der Verbrennungsmotor natürlich noch mit dazu.
Sebastian
Der ist natürlich immer noch gesetzt natürlich, das können wir auch nachvollziehen und ich finde es auch gut, dass man das klar kommuniziert von eurer Seite aus, dass ihr sagt: Wir sind die neutrale Plattform, die Schweiz irgendwo, von der Messe her, öffnet da jedem die Tür.
Jetzt sagt ihr oder jetzt haben Sie ja gesagt, es gibt diese fünf Themenfelder, auf die ihr euch konzentriert. Wird das in Anführungsstrichen nur widerspiegelt in der Form, dass eben Aussteller aus diesen verschiedenen Bereichen und Schwerpunkten ausstellen bei euch? Oder begleitet ihr das Ganze auch aktiv mit einem Rahmenprogramm, was ihr entsprechend aufstellt, um dann eben auch eure Besucher*innen dort vor Ort abzuholen?
Olaf Mußhoff
Wir wollen und müssen das natürlich auch im Rahmenprogramm ganz stark unterstreichen, ganz stark spielen. Unsere Aussteller haben natürlich jeweils ihr eigenes Unternehmensinteresse, ihre Lösung, ihre Produkte entsprechend zu zeigen und den Kunden vorzustellen und den Kunden natürlich auch zu verkaufen.
Für uns ist es wichtig als Automechanika, dass wir diese Entwicklungen in einem etwas größeren Maßstab sichtbar und erlebbar machen. Und wir haben bereits im letzten Jahr, aber dann eben auch besonders stark fürs nächste Jahr auch ein paar neue Formate entwickelt, um insbesondere diese neuen Technologien und die neuen Lösungen auch erlebbar zu machen.
Wir haben etwa einen Bereich, der nennt sich Future Mobility Park. Das ist im Außengelände, da kann man in einem Erlebnisparcours alternative Antriebe erfahren im wahrsten Sinne des Wortes, also Testfahrten machen, sei es mit Autos, sei es mit anderen Fahrzeugen, gegebenenfalls für Mikromobilität, dass man einfach mal ein wenig ausprobieren kann. Denn es ist ja auch klar, wir können alle viel über Elektroantrieb oder Wasserstoff oder was auch immer reden.
Reden ist das eine, erleben ist das andere. Und wenn Menschen auf so eine Messe wie eine Automechanika kommen, dann sind das natürlichen Geschäftsleute in erster Linie, aber es sind immer noch Menschen. Und Menschen wollen auch emotional angesprochen werden und mit Erleben, mit Emotionen kann man einfach Menschen auch begeistern und deswegen bieten wir eben etwa diesen Future Mobility Park an.
Zudem haben wir auch einen Bereich, der nennt sich Innovation4Mobility. Also da geht es um alles, was so wirklich zukünftige Entwicklungen im Bereich der Automobilwirtschaft angeht.
Das fängt in dem Teil allerdings dann sogar schon ein wenig damit an, dass wir uns auch darüber unterhalten: Was haben die OEMs, was haben die Hersteller für Ideen für die Zukunft, was gibt es da für Entwicklungen? Weil die natürlichen Auswirkungen auch auf den Aftermarket haben. Und darüber wird dann entsprechend diskutiert.
Da wird darüber diskutiert und ausgeleuchtet, was die verschiedenen Antriebsarten für Vor- und Nachteile haben: Wo kann man die einsetzen, wo sind sie sinnvoll, wo sind sie vielleicht weniger sinnvoll, was gibt es für Zukunftsmöglichkeiten der verschiedenen Antriebsarten und der verschiedenen auch Kraftstoffarten? In welcher Form der Kraftstoff dann auch immer aussehen mag, kann ja auch Strom sein, so ein Kraftstoff.
Das ist so ein ganz, ganz wichtiger und starker Bereich, in dem wir nächstes Jahr auch sicherlich viele hochwertige Vorträge und Paneldiskussionen haben werden. Da freue ich mich schon sehr drauf, weil das ein toller Ort ist, an dem die verschiedenen Teile einer Automechanika –Aussteller, Besucher, Presse, interessiertes Publikum –, wo die einfach zusammenkommen und was lernen können, sich austauschen können.
Sebastian
Ich finde gerade diese Geschichte, wie Sie eben gesagt haben, die Emotionen spürbar erleben lassen … Und aus eigener Erfahrung von meinem Vater, der hat sich auch immer ein wenig gegen E-Autos gesträubt, bis er dann mal drin saß und das Ganze mitbekommen hat. Und da ist dann doch die Beschleunigung das, was dann zumindest, glaube ich, den männlichen Part immer so ein Stück weit auch noch überzeugt. Das war bei ihm auch der Fall.
Also insofern ist das, glaube ich, ganz gut, wenn man sie von der emotionalen Seite abholt und wenn ihr auch dafür den Platz habt, für den Future Mobility Park das zu leben. Damit hätten wir jetzt quasi schon diese Innovation und die Transformation ein Stück weit mit aufgegriffen. Wir haben einmal den Antriebswandel an sich. Wir haben Innovation im Sinne von Innovation4Mobility, wie Sie es ja eben angerissen haben.
Olaf Mußhoff
Ja. Vielleicht kann ich noch ganz kurz zum Thema Transformation noch ein wenig ergänzen, weil wir sind ja dadurch, dass die Automechanika so gigantisch groß ist … Also ich habe das vorhin nur nicht erzählt, aber wir reden so in einer Größenordnung 4.000 Aussteller, ungefähr 300.000 Quadratmeter Fläche, die wir hier auf dem Messegelände belegen. Das ist schon wirklich, das ist wirklich gigantisch.
Wir müssen diese Messe strukturieren und ein bisschen sortieren, damit man sich zurechtfindet, weil man sonst einfach nicht durchkommt. Und wir haben diese verschiedenen Produktgruppen und wir haben eine Produktgruppe jetzt beispielsweise auch stark angepasst, die nennen wir jetzt Elektrik & Elektronik.
Unter der haben wir nicht nur elektronische Bauteile und alles, was mit Konnektivität und ähnlichem zu tun hat, sondern da bringen wir auch alles rein, was mit Elektromobilität im Sinne von Batterietechnik, Batterietechnologie, Batterien an sich zu tun hat. Und dieser Bereich ist ein Bereich innerhalb der Automechanika Frankfurt, der auch stark nachgefragt wird und sehr stark wächst.
Sebastian
Das ist schon geclustert. Das heißt, man kommt dann nicht auf die Messe und dann ist kreuz und quer alles zu finden, sondern ihr seid schon klar strukturiert, jetzt auch aufgrund der Größe, aufgrund der Anzahl der Aussteller und bildet diese Themenbereiche, die dann aber auch Hand in Hand gehen irgendwo?
Olaf Mußhoff
Das ergänzt sich schon und einige Sachen … Da überlegen wir und die Aussteller auch immer: Wo stehen wir denn eigentlich richtig? Aber man kann so eine Automechanika wirklich ganz, ganz grob in zwei Hälften teilen, auch wenn wir viel mehr Produktgruppen haben.
Aber wir sagen das immer ganz einfach: Auf der Ostseite ist der Ersatzteilbereich und auf der Westseite ist die Werkstattausrüstung. Und das ist wirklich extrem grob. Diese zwei Wörter gibt es auch in unserer Nomenklatur so gar nicht zu finden, aber das hilft einfach in der Orientierung.
Das kommt insofern zusammen und hängt auch miteinander zusammen, als Unternehmen wie die großen Zulieferer, die auch für Aftermarket beispielsweise produzieren, die produzieren ja auch Reparaturlösungen, die in der Werkstatt dann eingebaut werden.
Das heißt, die haben ein Interesse daran, einerseits Händler zu finden, andererseits aber auch wiederum ihre Produkte sichtbar für die Werkstätten zu machen. Und da gibt es einfach einen sehr, sehr engen Zusammenhang.
Sebastian
Ja, ich denke, gerade dieses Zusammenspiel, wie Sie es jetzt aufgeführt haben, ist dann schon spannend in der Betrachtung, dass man sieht: Okay, es ist nicht mehr diese eine klare Positionierung, die dann ein Unternehmen hat, sondern man kann verschiedene Gruppen dann bedienen sozusagen, auch über eure Messe dann dargestellt.
Und wenn wir jetzt auf das Thema Nachhaltigkeit dann noch mit zu sprechen kommen: Klar, jetzt haben wir diese geänderten Antriebsarten, wie zeigt sich das dann noch? Also, weil wir ja vor allem in diesem Aftermarketbereich oder Ersatzteilbereich unterwegs sind bei euch. Wie wird das gelebt?
Olaf Mußhoff
Nachhaltigkeit ist ja kein Kurzfrist-Phänomen. Also Nachhaltigkeit, darüber diskutieren wir in unseren Gesellschaften ja schon seit vielen Jahren und das Thema kommt jetzt einfach in allen Industrien an. Ich glaube nicht, dass es irgendeine Industrie gibt, in der man sich nicht über nachhaltige Lösungen Gedanken machen muss, will und darf. Und das betrifft den Automotive Aftermarket natürlich ganz genauso.
Also auch in dieser sehr breiten Kundschaft, die ich da habe oder die wir hier bei der Automechanika Frankfurt haben, ist das Thema Nachhaltigkeit ein notwendiges und das merken wir spätestens, seitdem wir auch mit unseren Kunden darüber sprechen, dass wir Nachhaltigkeit als ein Schwerpunktthema definiert haben.
Weil ich habe selten in den letzten 13 Jahren so schnelle, so spontane Zustimmung von jedem bekommen und keinen Widerspruch gehört, wenn wir so was festgelegt haben. Sozusagen, das ist so wichtig, da müssen wir etwas machen, da sind wir dabei, das zeigen wir.
Jetzt sind wir gerade dabei zu entwickeln, wie wir das denn transparent machen können. Das ist nämlich gar nicht so einfach, ehrlich gesagt, weil das Thema natürlich auch wahnsinnig breit gefächert ist. Wir haben jetzt mal im ersten Schritt entschieden, dass wir in einer unserer Hallen, in der Halle fünf, werden wir einen eigenen Bereich haben, der nennt sich Sustainability Court.
Das heißt, das wird der Ort auf der Automechanika Frankfurt sein, in dem man sich zum Thema Nachhaltigkeit trifft, austauschen kann, Vorträge hört, auch da Diskussionen mitverfolgen kann und in dem auch Unternehmen dann ausstellen, die sich ganz speziell um das Thema – in der Regel in diesem Fall Technische Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeit in der Produktion oder der Produkte – befassen.
Wobei auch natürlich ganz, ganz viele andere Unternehmen, die jetzt nicht direkt dort ausstellen, sondern die in ihren normalen Ständen sind, das Thema bespielen. Und deswegen haben wir gesagt, wir brauchen diesen einen Ort, an dem jeder, der sich zu dem Thema informieren will, weiß: Wenn ich da hingehe, da bekomme ich die Informationen zum Thema „Nachhaltigkeit im Kosmos des Automotive Aftermarkets“.
Sebastian
Im Umkehrschluss bedeutet das ja auch, um es mal auf den Punkt zu bringen: Die Automechanika ist dann auch irgendwo Kurator für diese verschiedenen Themengruppen, bringt die gezielt an den Orten zusammen oder an den verschiedenen Orten innerhalb der Messe und gibt dadurch eben auch eine klare Anlaufstelle vor.
Olaf Mußhoff
Wir geben eine klare Anlaufstelle vor. Wir sind aber kein Kurator, wir maßen … Oder sind nicht Kurator in dem Sinne, wie ich es gerade verstehe. Also wir können nicht beurteilen bei 4.000 Unternehmen womit weiß ich für vielen 100.000 Produkten, ob das jetzt wirklich ein besonders nachhaltiges Produkt ist oder nicht.
Aber wir wissen natürlich – wir arbeiten auch mit Verbänden zusammen –, wir wissen natürlich schon, in welchen Bereichen da was passiert. Es wird ja auch oder es ist ein eigener Verband gegründet worden, der FAAS, der sich für den Aftermarket mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, der wird auch bei uns vertreten sein. Das heißt, da haben wir natürlich auch eine sehr, sehr gute Anlaufstelle und sehr gute Kommunikation in dem Bereich.
Aber wir bringen es an einer Stelle zusammen und wir ermöglichen den Unternehmen, ihre Lösungen zu zeigen und über Lösungswege zu diskutieren und zu sprechen. Und das ist, glaube ich, das, was wir realistischerweise leisten können: Das ist, die Transparenz herzustellen, Transparenz zu schaffen und denjenigen, die teilnehmen, die Möglichkeit zu geben, neue Ideen zu entwickeln und Informationen mitzunehmen, die sie sonst nicht bekommen hätten.
Sebastian
Da haben wir, glaube ich, das gleiche Verständnis davon, so hätte ich es auch eingeordnet. Vielleicht war mein Begriff dann doch nicht die richtige Wahl, aber zumindest vom Ergebnis her kommen wir da auf den gleichen Nenner.
Was ihr ja auch macht, ihr habt … Oder es war zumindest 2022 der Fall, wird wahrscheinlich auch im nächsten Jahr der Fall sein, einen Innovation Award ins Leben gerufen, der dann zum vierten Mal, glaube ich, schon verliehen wird. Vielleicht können Sie dazu auch ein paar Worte verlieren.
Olaf Mußhoff
Ja, der Innovation Award, also Automechanika Innovation Award, der ist schon ein wenig älter, den gibt es seit 1994, hat sich mittlerweile wirklich sehr, sehr gut etabliert und wird immer in verschiedene Kategorien verliehen. Das heißt, die ausstellenden Unternehmen bei uns können Produkte einreichen in verschiedene Kategorien.
Im ersten Schritt werden die von zwei unabhängigen Experten vorgeprüft. Also das ist dann wirklich so ein wenig kuratiert, also wirklich inhaltlich, technisch auch geprüft. Und dann haben wir eine internationale Jury, also wirklich eine Jury, die besetzt ist mit Fachleuten aus Deutschland, aus … Wir haben Deutschland, wir haben die Türkei, wir haben Australien, wir haben USA, wir haben China – lass mich überlegen – ich glaube, Italien haben wir auch noch dabei.
Also wir versuchen Fachwissen, Expertise aus verschiedenen Kontinenten, aus verschiedenen Bereichen der Welt zu bringen, die dann diese eingereichten Produkte nochmal bewerten und dann entsprechend die ersten Plätze der Innovation Awards vergeben.
Ein Kriterium bei diesen Innovation Awards ist immer auch das Thema Nachhaltigkeit, auch in der Vergangenheit schon immer gewesen. Und das Schöne ist, dass wir uns vor zwei Ausgaben der Automechanika dazu entschieden haben, aus den Einreichungen zum Innovation Award noch einen sogenannten Green Award zu küren.
Darauf kann man sich nicht bewerben, das macht die Jury ganz alleine. Die pickt dann die Lösung oder die Einreichung heraus, die aus der Sicht der Jury die nachhaltigste Lösung, das nachhaltigste Produkt in diesem Fall ist.
Sebastian
Bringt ja dann demnach auch die höchste Wertigkeit mit für denjenigen, der den Preis gewinnt, weil eben, ich kann mich nicht darauf bewerben, sondern es wird von der unabhängigen Jury gewählt. Und das gibt ja dementsprechend die Wertschätzung mit auf den Weg.
Das war auch der Award, auf den ich jetzt abgezielt hatte. Ich hatte den Innovation Award an sich in Gänze vorher gar nicht gesehen. Und Sie hatten ja noch als vierte und fünfte Stütze und das ist, glaube ich, in der aktuellen Zeit, gerade im Fachkräftemangel, den es ja doch hier in Deutschland auch gibt, ein wichtiger Punkt: das Thema Ausbildung, Weiterbildung, Recruiting von Nachwuchskräften.
Können Sie das noch ein Stück weit ausführen, wie ihr da euren Besucher:innen dann vor Ort helft, um das Thema voranzutreiben? Weil ich glaube, mit dem Problem hat ja die gesamte Wirtschaft irgendwo zu kämpfen und dann ist es ja schön, wenn das angenommen wird und auch so transparent dargestellt und greifbar gemacht wird, wie man vielleicht Lösungen dafür findet.
Olaf Mußhoff
Also das ist ein Thema, das beschäftigt uns in Deutschland, in Europa, aber das beschäftigt die Industrie, also die bei uns vertretene Industrie weltweit. Das ist tatsächlich kein Phänomen, was auf uns irgendwie beschränkt ist.
Das wissen wir unter anderem auch dadurch, dass wir nicht nur eine Automechanika in Frankfurt haben, sondern Automechanikas gibt es noch in zwölf weiteren Ländern auf der ganzen Welt. Das heißt, wir bekommen ja noch viel mehr Informationen und Feedback eben aus diesen anderen Ländern.
Aber zurück zu der Frage: Da fahren wir mehrgleisig, was das Thema angeht. Also schon seit vielen Jahren für den Bereich Weiterbildung machen wir in Kooperation mit Verbänden und mit ausstellenden Unternehmen Weiterbildungs-Workshops, die dann wirklich technische Workshops sind für Leute, die in den Werkstätten, in den Karosseriebetrieben bereits arbeiten. Da haben wir zehn bis zwölf Stationen, je nachdem, wie wir das jedes Mal aufbauen.
Wo die unterschiedlichen Schritte der Unfallschadeninstandsetzung durchgegangen werden, von der Aufnahme des Schadens über dann verschiedene Möglichkeiten, auch die Reparatur, also Hochvolt-Schulungen werden auch entsprechend mit angeboten, um alle zwei Jahre zu zeigen: Es gibt hier wieder technische Fortschritte, da ist was neu gemacht, hier gibt es spannende Dinge, die einfach neu im Markt sind oder die man wissen muss, wieder up to date zu sein.
Diese Workshops bieten wir von Dienstag bis Freitag an, die Automechanika selber geht von Dienstag bis Samstag, vom 10. bis 14. September nächsten Jahres übrigens. Und die haben wir auf Deutsch und auf Englisch, also vormittags auf Deutsch, nachmittags auf Englisch, weil glücklicherweise – und ich freue mich da immer wieder drüber – wir auch Techniker haben, die aus dem Ausland nach Frankfurt reisen und die auch gerne daran teilnehmen.
Mein Lieblingsteilnehmer ist tatsächlich ein Werkstattinhaber aus Neuseeland, der regelmäßig, so ein gutes Jahr vor der Automechanika meine Kollegin, die sich um das Thema kümmert, anruft und fragt, wann es denn endlich wieder so weit sei. Er bräuchte jetzt mal wieder eine Eintrittskarte und er möchte gerne wieder zu der Schulung oder zu den Workshops kommen.
Der ist dann auch wirklich jedes Mal da. Und das ist schon spannend, dass sich jemand da wirklich auf den Weg macht, um die halbe Welt zu reisen, um an der Automechanika teilzunehmen und dann auch an diesen Workshops teilzunehmen. Das ist so der eine Bereich, bei dem wir was machen zum Thema Weiterbildung.
Thema Recruiting sind wir auch sehr breit aufgestellt. Auch da arbeiten wir – vorwiegend in diesem Fall – mit den deutschen Verbänden zusammen, also dem ZDK und ZKF, sind die beiden Hauptverbände, mit denen wir da zusammenarbeiten. Da laden wir Schüler ein, Schüler von allgemeinbildenden Schulen mit ihren Lehrern auf die Automechanika zu kommen.
Die werden dann entsprechend organisiert aufs Messegelände geführt, die werden dann von den Verbänden betreut, die werden so ein bisschen herangeführt an die Möglichkeiten, die die Werkstätten Karosseriebau, Lackierhandwerk, was diese Industrie zu bieten hat an Berufen, um überhaupt das Interesse zu wecken. Das ist so die eher handwerkliche Ausrichtung.
Dann arbeiten wir auch zusammen mit einem Verband, einem sehr internationalen Verband, nennt sich Talents for AA, also Talente für den Automotive Aftermarkets. Und dieser Verband hat das Ziel, die gesamte Industrie überhaupt mal als potenziellen Arbeitgeber sichtbar zu machen.
Wir hatten ja kurz darüber gesprochen: Arbeitskräftemangel, Fachkräftemangel, gibt es in allen möglichen Industrien. Und über die Transformation in der Automobilbranche ist natürlich auch sehr stark das Thema Digitalisierung gekommen.
Auf einmal sind Zulieferer oder Hersteller auch in Aftermarkets – nicht auf einmal, in den letzten Jahren schon – aber damit konfrontiert, dass sie nicht nur Maschinenbauingenieure brauchen, beispielsweise und nicht nur Kaufleute, sondern auch Softwareingenieure und Softwareentwickler.
Da steht man auf einmal in Konkurrenz mit Unternehmen wie Apple oder Google oder Meta oder … Also diese Digitalkonzerne, die jeder kennt. Und dann kennt man vielleicht noch in Deutschland und Europa, kennt man vielleicht noch ein paar große Namen aus dem Automobilbereich wie Bosch, Continental, Scheffler und ZF, das haben vielleicht einige schon gehört. Bei ElringKlinger steigen dann wahrscheinlich schon 70 % aus.
Wenn ich dann von TEXA als großen italienischen Hersteller spreche, dann sind wahrscheinlich 98 % ausgestiegen. Und diese Branche überhaupt sichtbar zu machen bei Schülern und natürlich auch bei Studenten, das ist mal so das erste Ziel dieses Verbandes, mit dem arbeiten wir zusammen. Und wir gehen auch neue Wege. Aber ich möchte mich nicht in Rage reden von daher: Wenn Sie noch eine Frage haben, lieber noch eine Frage und dann fällt mir bestimmt noch ein, was ich zum Thema Ambition sagen kann.
Sebastian
Sehr gerne. Also erst mal vielen Dank für die Ausführung und ich finde es sehr spannend und das ist auch schön, dass es so ein Thema ist, was Sie treibt und was Sie beschäftigt und natürlich auch vor allem für den Markt, egal, ob es jetzt der deutsche oder der globale Markt ist, einen klaren Nutzen mit sich bringt. Dennoch, ich würde das gerne mit aufgreifen: Was sind die neuen Ideen, die ihr jetzt noch mit hineinbringt darüber hinaus?
Olaf Mußhoff
Aber das, was ich gerade beschrieben habe, das ist ja schon so das klassische Vorgehen, würde ich mal sagen, also Zusammenarbeit mit Verbänden, Zusammenarbeit mit der Industrie, Sichtbarmachung, über klassische Wege herangehen.
Wir haben jetzt noch eine ganz neue Idee, dass wir nämlich gesagt haben: Wir wollen versuchen, einfach mal breiter zu streuen. Also wir setzen uns das Ziel, junge Leute auf die Automechanika zu bringen. Aufs Gelände zu bringen, während die Automechanika läuft, vielleicht sollten wir es besser so formulieren.
Ich glaube nicht und wir glauben alle nicht, dass es damit getan ist, in die Weltgeschichte hinauszuposaunen, dass es ganz toll, hier gibt es ganz tolle Ersatzteile zu sehen und ganz tolle Hebebühnen und man kann auch ganz wunderschöne Lackierpistolen sich anschauen und mal ausprobieren. Ich glaube nicht, dass wir damit besonders viele junge Menschen dazu bringen, hier auch für aufs Messegelände zu kommen.
Deswegen werden wir einen völlig neuen Event haben, der nennt sich Ambition. Also Ambition, das ist auch ein wenig ambitioniert, was wir uns da vorgenommen haben. Das wird ein eigener Event sein, der wird auch mit der Automechanika inhaltlich im ersten Schritt gar nichts zu tun haben.
Sondern das wird ein Event sein, da geht es um E-Games, da wird es um Musik, um Entertainment gehen, da wird es natürlich auch Vorträge, spannende Vorträge geben, da wird es Konzerte geben, da wird es die Möglichkeit geben, im Vorfeld über digitale Spiele sich quasi zur Teilnahme hinzuarbeiten und dann hier auf dem Gelände das Finale zu bestreiten. Und über diese ganz andere Herangehensweise einfach mal ein attraktives Event für junge Leute zu kreieren.
Natürlich nicht zu verheimlichen, dass das mit der Automechanika zu tun hat, aber im Schwerpunkt und im Mittelpunkt steht dann eben dieses neue Event, dieses für sich alleinstehende, funktionierende Event Ambition, was Spaß machen soll, wo junge Leute gerne hingehen, um eine gute Zeit zu verbringen.
Und dort dann eben auch zu sehen: Hey, schau mal, das sieht aber irgendwie ganz cool aus, da draußen der Blick auf die Agora mit dem Future Mobility Park, da fahren ja ein paar ganz coole Autos herum, das schaue ich mir doch mal an.
So auch die Möglichkeit für die ausstellenden Unternehmen zu bieten zu sagen: Hey, hier sind Leute auf dem Gelände, die ihr theoretisch sucht, nämlich einfach die junge Generation, für die ihr attraktiv sein wollt. Hier sind sie, macht euch hübsch und ladet sie ein.
Sebastian
Sehr, sehr spannender Ansatz und ich glaube auch einer, der echt Erfolg haben kann oder auch wird, wenn ihr da auch mit den Ambitionen herangeht, wie Sie sie jetzt ja auch schon nach außen tragen. Insofern bin ich auf jeden Fall gespannt, was man da nächstes Jahr sieht, wenn man da vor Ort ist.
Ich glaube, wir haben hier einen ganz guten Überblick über die Automechanika bekommen, was uns erwartet dann eben im September 2024 vom 10. bis zum 14.9., hatten Sie ja schon gesagt. Und wir werden auch auf Elektroauto-News natürlich vorab dann noch mal darüber berichten, damit dann hoffentlich viele Besucher bei euch aufschlagen und wir vielleicht 176 verschiedene Länder dann am Start haben dieses Jahr, wenn man bei euch vor Ort ist.
Olaf Mußhoff
Über jedes Land mehr freue ich mich.
Sebastian
Insofern, vielen Dank für die Einblicke hinter die Kulissen der Automechanika.
Olaf Mußhoff
Ja, auch vielen Dank. Hat Spaß gemacht, danke schön.
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