BVES: Energiespeicher im Wandel
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Mit Simon Steffgen vom Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) habe ich mich in dieser Podcast-Folge über Energiespeicher ausgetauscht. Diese gibt es in zahlreichen Ausprägungen. Es verwundert daher nicht, dass der BVES eine breite Palette von Technologien und Akteuren in der Energiespeicherbranche, darunter nicht nur klassische Batteriespeicher, sondern auch thermische Speicher, Pumpspeicherkraftwerke und Flow-Batterien, vertritt. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der Mitgliederstruktur des Verbandes wider, die von Forschungsinstituten über Technologieanbieter bis hin zu Finanzdienstleistern reicht.
Simon, der als Referent für Industrie und Gewerbe im BVES tätig ist, betonte mir gegenüber, die Notwendigkeit einer umfassenden Repräsentation der Wertschöpfungskette im Energiespeichersektor. Große Versicherungsunternehmen wie die Allianz und Munich Re sind Mitglieder des Verbandes, was die Bedeutung von angemessenen Versicherungspolicen für die Realisierung von Großprojekten unterstreicht. Ferner wird die juristische Expertise des Verbandes hervorgehoben, die angesichts der Tatsache, dass das Energierecht nicht mit Speichertechnologien im Hinterkopf geschrieben wurde, zunehmend wichtig wird.
Er selbst ist für die Arbeitsgruppe Mobilität und Ladeinfrastruktur zuständig. Zu den Mitgliedern dieser Gruppe gehören führende deutsche Ladeparkbetreiber wie EnBW, BP, Aral, Pfalzwerke, EWE Go, aber auch Automobilhersteller wie Tesla und Volkswagen. Diese Unternehmen erkennen die Bedeutung der Energiespeichertechnologie als wesentliche Komponente der Ladeinfrastruktur an, machen sich mit dem Verband gemeinsam stark hierfür.
Eines der Hauptanliegen der Industrie, die durch den BVES vertreten wird, ist die Überwindung rechtlicher und politischer Hürden. Insbesondere das Energierecht und das Genehmigungsrecht sind nicht auf Speicher zugeschnitten, was zu Herausforderungen in der Praxis führt. Die Speicherbranche setzt sich aktiv für die Sicherheit von Batterieprojekten ein und hat mehrere Leitfäden erarbeitet, die internationale Standards geworden sind.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Effizienz und Genehmigung von Netzanschlüssen, vornehmlich in Verbindung mit Batteriespeichern. Der BVES fördert den Austausch zwischen Speicherexperten und anderen Akteuren wie Netzbetreibern, um das volle Potenzial von Energiespeichern für das Netz und für die Energiewende zu verstehen. Es wird ein Schwerpunkt auf die Notwendigkeit gelegt, Geschäftsmodelle und Vergütungsmechanismen anzupassen, um die Energiewende zu bewältigen.
In Bezug auf die Technologievielfalt und Marktdynamik hebt Simon hervor, dass der Markt die Wahl der Technologie bestimmen sollte und nicht regulatorische Vorgaben. Der Verband beobachtet eine rasante Entwicklung in der Batterietechnologie und setzt sich dafür ein, dass Kunden die Freiheit haben, sich für die Technologie zu entscheiden, die ihren Bedürfnissen am besten entspricht. Im Detail gibt er dir das am besten selbst zu verstehen. Wir gehen rein in die Folge.
Gerne kannst du mir auch weitere Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Höre:innen des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.
Transkript zu Rechtsrahmen für Energiespeicher: BVES setzt sich ein
Sebastian
Servus Simon, vielen Dank, dass wir uns heute die Zeit nehmen können, dass wir uns gemeinsam über den Bundesverband Energiespeichersysteme unterhalten können. Energiespeichersysteme sind eben nicht nur diese klassischen Batteriespeicher, die wir jetzt immer mehr an HPC-Chargern sehen, sondern da verbirgt sich noch so viel mehr dahinter, wie wir gleich von dir erfahren werden. Bevor wir da allerdings eintauchen, stell dich doch gerne mal selbst vor und auch den BVES.
Simon Steffgen
Vielen Dank Sebastian. Freut mich sehr, dass ich heute hier sein darf. Vielen Dank für die Einladung. Mein Name ist Simon Steffgen. Ich bin Referent für Industrie und Gewerbe im Bundesverband Energiespeichersysteme. Wir sind Industrieverband für die Energiespeicherbranche und vertreten, wie du eben schon angedeutet hast, die gesamte Breite dieser Industrie und auch dieser neuen Industrie und auch die gesamte Bandbreite der Wertschöpfungskette.
Was heißt das konkret? In Bezug auf Technologien sind wir sehr breit aufgestellt. Das heißt, von den klassischen Batterien, die allen geläufig sind … Also die klassischen Batterien vertreten wir, darüber hinaus aber auch thermische Speicher, Pumpspeicherkraftwerke, Flow-Batterien. Da gibt es eine sehr große Technologiebreite, die vielen noch unbekannt ist. Da versuchen wir auch Werbung für zu machen, zu sagen, es gibt so viele Arten von Energiespeichertechnologien, dass es für die unterschiedlichsten Anwendungen jeweils passende Technologien gibt.
Zusätzlich zur technologischen Breite präsentieren wir auch und repräsentieren wir die gesamte Wertschöpfungskette. Das heißt von Forschungsinstituten, die bei uns Mitglied sind, über Technologieanbieter. Dann haben wir sehr viele Projektierer bei uns in der Mitgliedschaft und dann haben wir aber auch den Bereich Finanzierung und Versicherung. Etwa die Allianz ist bei uns Mitglied oder die Munich Re ist bei uns Mitglied, denn ohne passende Versicherungspolicen werden keine Großprojekte gebaut.
Auch für den Bereich Investitionen, zum Beispiel in Start-ups ist es unglaublich wichtig, breite Kompetenzen aufzubauen und Fachkompetenz für diesen neuen Bereich der Speichertechnologien, dass die Finanzen auch in nachhaltige Technologie und Unternehmensprojekte fließen.
Zusätzlich haben wir dann auch noch die juristische Expertise bei uns im Haus, weil der Bereich Energiespeicher ein neuer Bereich für das Energiesystem ist und das Energierecht nicht geschrieben wurde, mit Speichern im Hinterkopf, sondern die sind jetzt ein neuer Player, der da rein drängt und das bringt gewisse Probleme mit sich. Da gibt es viele Stolpersteine im Energierecht, die aus dem Weg geräumt werden müssen. Dafür setzen wir uns ein und da sehen wir auch gerade eine spannende Dynamik in der Politik und hoffen oder sind sehr guter Dinge, dass da 2024 sehr viel passiert.
Konkret im Verband bin ich – und deswegen sprechen wir auch heute hier – für die Arbeitsgruppe Mobilität und Ladeinfrastruktur zuständig. In unserer Mitgliedschaft sind die größten deutschen Ladeparkbetreiber wie EnBW, BP, Aral, Pfalzwerke, EWE Go, Tesla und auch Volkswagen dabei, die in der Energiespeichertechnologie eine wichtige Komponente der Ladeinfrastruktur sehen und wir als Speicherverband sind die idealen Ansprechpartner, die genau verstehen, wie hier der systemische Vorteil ist und die das auch überzeugend nach außen hin vertreten können.
Sebastian
Vielen Dank schon mal für diese Einordnung, Simon. Da haben wir zumindest einen relativ guten groben Überblick darüber bekommen, was ihr macht. Du hast selbst gesagt, du bist in diesem Hauptbereich Mobilität auch mit dabei, oder mitverantwortlich. Wir haben eben auch schon gehört, dass Tesla, VW als Player am Markt sowie EnBW, Aral da mit am Start sind. Was sind deren Interessen, die sie von euch vertreten lassen? Mit welchen Fragestellungen kommen die an euch, treten an euch heran und erhoffen sich dadurch auch eine Lösung?
Simon Steffgen
Gut, Speicher generell am Markt haben viele Markthürden. Wie eingangs ganz kurz angeschnitten, das Energierecht und das ganze Thema Genehmigungsrecht ist nicht auf Speicher zugeschnitten. Da braucht es einen Branchenverband wie uns, der auf diese spezifischen Hindernisse hinweist. Das sind Sachen im Genehmigungsrecht. Dieses Jahr haben wir uns mit dem Wasserschutz zum Beispiel beschäftigt, der hier das Aufstellen von Batterien zum Beispiel in Ladeinfrastruktur oder auch in der Industrie neu regulieren will, aus der Intention heraus für höhere Sicherheitsanforderungen zu sorgen, was wir auch wertschätzen.
Wir sind als Verband sehr, sehr engagiert im Bereich Sicherheit für Batterieprojekte. Das ist dem Verband ein großes Anliegen und wir haben da schon zahlreiche Leitfäden erarbeitet, die es jetzt auch in internationale Standards geschafft haben, aber jetzt kommt eine neue Perspektive, wie zum Beispiel der Wasserschutz mit hinein. Das ist sehr kompliziert, das technische Know-how zu vermitteln und auch das Verständnis, wie Batterien eigentlich sicher betrieben werden können. Das können nämlich am besten die Batterieexperten einschätzen und andere Genehmigungsbereiche haben da selbstverständlich noch nicht die Erfahrung, wollen sich jetzt aber kümmern.
Da entstehen in der Praxis doch Spannungen und hohe Mehrkosten für Projekte, die gegebenenfalls sogar den Business Case torpedieren können, die aber auch – das muss man dazu sagen, notwendig – in der Praxis keine zusätzliche Sicherheit garantieren können. Das ist so ein Thema. Ein anderes Thema sind Bauverordnungen für Batterien und dann ganz groß, aktuell, die Frage der Netzanschlüsse.
Das ist ein zentrales Thema: Wie können Netzanschlüsse effizient genehmigt werden und wie können Netzanschlüsse auch in Kombination mit Batteriespeichern genehmigt werden können? Weil, wie zuvor besprochen, Batteriespeicher ist ein neuer Player am Markt, der auch eine neue Dynamik in Bezug auf das Netz entfaltet, die bisher nicht komplett verstanden ist.
Grundsätzlich sollen Energiespeicher Last vom Netz nehmen, können das auch in hohem Maße tun, aber wie das dann in Genehmigungsverfahren eingepreist wird und dazu beiträgt, dass Netzausbau und Speicherausbau komplementär zueinander sind und wirklich Hand in Hand greifen können, weil wir enormen Zubau der Infrastruktur brauchen, den der Netzausbau allein gar nicht stemmen kann, braucht es hier einen Dialog mit der Speicherbranche, um hier das volle Potenzial zu verstehen und entsprechend auch in die Genehmigungen dann einfließen zu lassen, denn das setzt das Know-how der Behörden und der Netzbetreiber voraus.
Sebastian
Dieses Know-how ist auf eurer Seite recht stark, weil ihr eben aus diesem Schwerpunkt Energiespeicher kommt. Auf der anderen Seite hört es sich für mich so an, dass der politische Gegenpart, der das dann umsetzt oder auch die Netzanbindung, dass dort die Stärke bisher nicht so gegeben ist, die technologische. Also helft ihr dort dann auch dieses Wissen aufzubauen, zu schulen, um dann auch schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen?
Simon Steffgen
Ja, in Bezug auf die Netze muss man sagen, da braucht es einfach einen Austausch. Da muss man sich wirklich miteinander an den Tisch setzen und besprechen, was sind auch die Herausforderungen auf der Netzseite, weil die sind nämlich auch zahlreich. Ich habe vor zwei Tagen noch oder letzten Freitag in einer Sitzung gesessen, wo jemand darauf hingewiesen hat, dass zum Beispiel im Verteilnetz in Nordrhein-Westfalen eigentlich 60 % der Verteilnetzleitung Verstärkung brauchen. Das bedeutet im Grunde, jede zweite Straße muss in den nächsten 15 Jahren aufgerissen werden. Wer soll das machen? Wie soll das überhaupt funktionieren? Das sind wirklich riesige Herausforderungen.
Zusätzlich kommt ein enormer Digitalisierungsschub im Bereich der Netze. Diese Prozesse muss man alle miteinander verzahnen und das ist hochkomplex. Das Wichtigste ist, dass man sich die Hand reicht und versteht, da ist ein neuer Player im Markt, der jetzt als vierte Säule des Energiesystems, wie wir sagen, dazugehört, was er bisher nicht getan hat, denn Energiespeicherung war bis jetzt nicht konstitutiv im Energiesystem. Man hat die Energieerzeugung angepasst an den momentanen Verbrauch. Jetzt, mit der Erzeugung aus erneuerbaren Energien, die volatil ist und fluktuierend, ist Energiespeicherung konstitutiv für unser Energiesystem und Teil der Infrastruktur.
Diesen Shift hinzubekommen, sowohl vom Know-how als auch in der Diskussionskultur und Struktur und auch natürlich in Bezug auf Geschäftsmodelle und Vergütungsmechanismen, das ist das, woran wir gerade arbeiten, wo aber auch marktseitig der Druck immer größer wird, weil die Erzeugung von erneuerbaren Energien immer größer wird. Ohne Energiespeicherung geht es einfach nicht und ohne Speicherung kann die Energiewende nicht bewältigt werden.
Sebastian
In diesem Fall agiert ihr dann als dieses eine Gesicht hin zur Gegenseite oder zu den Gegenseiten, setzt euch damit an den Tisch und vertretet dann die Interessen, gekoppelt von all diesen Unternehmen. Das heißt, dass ein Aral sowohl wie ein Tesla wie ein VW von euch vertreten, damit nicht jeder von diesen mit an den Tisch kommt und die verfolgen dann auch analog euch wahrscheinlich oder ihr analog denen die gleichen Ziele.
Simon Steffgen
Genau. Das Interessante an der Speicherbranche ist auch, es gibt unterschiedliche Ebenen, natürlich, und es gibt eine basale Ebene auf der juristischen-rechtlichen Seite, im Grunde von Stolpersteinen im Energierecht, weil das Recht geschrieben wurde zu einer Zeit, wo es Speicher bisher nicht brauchte. Diese Sachen aus dem Weg zu räumen, die tun keinem anderen weh. Das sind sozusagen Glättungen im Recht und die sind Markt öffnend. Wenn der Markt geöffnet ist, dann ist erst mal für alle Platz.
Deswegen sind wir als junge Branche auch eine sehr kooperative Branche, die hier an einem Strang zieht. Dann über dieser basalen, ganz praktischen Ebene gibt es dann noch den Mindshift, der erreicht werden muss, um zum Verständnis zu kommen, welche Funktionen, welche Bedarfe es eigentlich gibt. Grundsätzlich gibt es viele Studien, die sagen, wir brauchen unheimliche Mengen von Energiespeichern im System, aber wie die da hineinkommen sollen, ist eine ganz andere Frage und da plädieren wir auch immer dafür, vom Kunden her zu denken, wer baut eigentlich Batteriespeicher aus welchen Gründen und wie kann man die Rahmenbedingungen so gestalten, dass auf Basis dieser Rahmenbedingungen ein wirtschaftliches Agieren möglich ist, ohne dass da Milliarden von Subventionen hineinfließen müssen.
Sebastian
Wir hatten im Vorfeld auch schon mal darüber gesprochen, über die verschiedenen Arten von Energiespeicher. Wir kennen jetzt aus der Mobilität die Batteriespeicher für HPC-Charger. Wir kennen es, aus dem Privaten vielleicht, bei der PV-Anlage mit dem kleinen Batteriespeicher daheim, der Energie für uns vor Ort lokal speichert, aber es gibt ja auch noch andere Art und Weisen, wie Energie gespeichert werden kann. Vielleicht hast du da mal auch noch so zwei, drei prägnante Beispiele, in denen die Menschen vielleicht im ersten Schritt gar nicht so daran denken, die man gar nicht so auf dem Schirm hat, um das ganze Thema einfach auch mal in der Breite aufzuzeigen.
Simon Steffgen
Ein essenzieller Bereich ist die Wärme. Wir hatten ja auch im Vorgespräch da kurz darüber gesprochen. Über 50 % der verbrauchten Endenergie in Deutschland ist Wärmeenergie. Einerseits Heizwärme, andererseits Prozesswärme. Die muss auch dekarbonisiert werden, wenn wir die Energiewende bewältigen wollen. Und ja, in dem Wärmebereich gibt es thermische Speicher unterschiedlichster Art.
Es gibt Niedrig-Temperaturspeicher. Das können Wasserspeicher sein, wo einfach Wasser erhitzt wird, in sehr großen Mengen, um dann Heizwärme zur Verfügung zu stellen. Das kann funktionieren wie ein Wasserkocher in groß, wo dann Wasser erhitzt wird und mit einer guten Isolierung – Stichwort Thermoskanne – Wärme über einen längeren Zeitraum gespeichert werden kann. Es gibt dann auch Kältespeicher. Es gibt so etwas wie Eisspeicher, wo in dem Phasenübergang des Wassers von flüssig zu fest die Energie genutzt wird und dann als Kälte, zum Beispiel auch als Kühlung für Häuser im Sommer, genutzt werden kann.
Dann gibt es den unterschiedlichen Temperaturniveaus, die man in der Industrie auch braucht, folgend unterschiedliche Technologien, zum Beispiel für Dampf von 400 bis 600 Grad, wo dann bestimmte Materialien entwickelt wurden, die diesen Temperaturen standhalten. Dann gibt es höhere Temperatur bis 750 Grad Speicher, die das in pulverisiertem Stein speichern und dann die maximale Speichertemperatur von 1.100 Grad wird von einer innovativen deutschen kleinen Speicherfirma erreicht, die da auch ein spezielles Material entwickelt haben, was aus Schlacke der Stahlproduktion hergestellt wird.
Die haben ein ganz spannendes Projekt, um mal ganz konkret zu werden, in den Niederlanden, wo Lay’s Kartoffelchips jetzt mit Strom frittiert werden, kann man so ungefähr sagen. Die haben dort eine Direktleitung zu einem Offshore-Windpark, der verbunden ist mit ihrem thermischen Speicher, der da Temperaturen, ich meine, bei 800 Grad speichert und mit diesem aufgewärmten Speicher wird dann das Frittieröl erwärmt auf die jeweils benötigte Temperatur. So kann man die Prozesswärme, die hier zu Lebensmittelherstellung benötigt wird, dekarbonisieren.
Sebastian
Nachhaltige Chips mal anders gedacht, so auf die Art. Also sehr spannend.
Simon Steffgen
So ist es.
Sebastian
Für mich jetzt noch mal interessant. Du hattest auch eingangs erwähnt, diese andere Arten der Speicher, jetzt auch im Bereich Mobilität, RedFlow wurde genannt, mir sind Schwungradspeicher noch ein Begriff. Kannst du uns da vielleicht noch ein Stück weit abholen, was es neben dem Batteriespeicher im Bereich Mobilität gibt und ob denn dafür auch tatsächlich ein Markt vorhanden ist, ob das sein muss, dass man da auf verschiedene Technologien setzt oder ob eben die Batterie doch das Nonplusultra wäre.
Simon Steffgen
Also aus unserer Perspektive ist immer die Frage: Was bedeutet es, auf eine Technologie zu setzen? Wir schauen immer aus der Perspektive des Marktes und sagen, man muss den Markt Technologie offen gestalten und dann werden sich die Kunden für bestimmte Technologien entscheiden aus unterschiedlichen Gründen. Du hattest jetzt die beiden Hauptplayer schon genannt. Zusätzlich gibt es noch Redox-Flow-Batterien, die eine niedrige Energiedichte haben. Das heißt, die sind riesig. Dafür sind die Investitionskosten sehr gering. Auch die Herstellungskosten sind niedriger und der Energieverbrauch bei der Herstellung ist niedriger.
Im Redox-Flow-Bereich gibt es auch ganz unterschiedliche Zellchemien, die dafür verwendet werden, sozusagen unterschiedliche Materialien in dem flüssigen Elektrolyt, was in diesen großen Tanks vorhanden ist. Da gibt es dann auch in der Praxis unterschiedliche Hürden, die übersprungen werden müssen. Solche Redox-Flow-Batterien sind riesig und fungieren dann als Anlagen im Genehmigungsbereich und nicht mehr als Produkte. Das heißt, da muss jede Anlage begutachtet werden, um die genehmigen zu lassen. Das macht in der Praxis Hürden. Dann sind sie eben gigantisch, aber der Nachhaltigkeitssspekt ist hier natürlich interessant und das muss einfach der Markt entscheiden, dass hier Dinge in Bewegung kommen und genutzt werden, für die Zwecke, die es braucht.
Grundsätzlich noch eine Anmerkung zur Batterietechnologie, und zwar betreffend die Entwicklungsdynamik. Das ist ein Bereich, der generell in der Diskussion vielleicht nicht so hervorgestrichen wird, aber den es ganz dringend zu beachten gilt, denn wir sehen bei den Batterien enorme Technologie-Sprünge und auch Technologie-Sprünge, die in dieser Weise und dieser Geschwindigkeit nicht erwartet worden waren. Da sitzen Tausende von Forschern weltweit daran, diese Technologie weiter zu optimieren und auch die Herstellung kostengünstiger und energieeffizienter zu gestalten. Diese Dynamik ist doch sehr, sehr beeindruckend, weshalb es wahrscheinlich ist, dass der hohe Marktanteil von Lithium-Ionen-Batterien in diesem Bereich in den nächsten Jahren uns erhalten bleibt.
Ansonsten sind wir gespannt auf die technologischen Entwicklungen, weil wir auch von regulatorischer Seite immer verfechten, nicht auf eine Technologie zu setzen, sondern es dem Kunden zu überlassen, sich für eine Technologie zu entscheiden. Manchmal passiert das eben auch aus ganz pragmatischen Gründen, weil man mit einer Herstellungsfirma sehr gut vertraut ist, weiß, dass man sich auf diese Firma verlassen und dann gemeinsam ein tolles Produkt anbieten kann. Dann kann die Zellchemie auch sekundär sein. Da gibt es andere Faktoren, die in der Praxis einfach den Ausschlag geben.
Sebastian
Vielen Dank für die Ausführung. Dann haben wir da doch einiges gelernt und mitnehmen können und ich fand vor allem diese schlussendliche Aussage jetzt gerade von dir, der Markt bestimmt eigentlich, was er dann eben benötigt. Es ist ja auch der richtige Weg, damit man da zueinander kommt und dass das eben nicht regulatorisch vorgeschrieben ist oder der Weg eingeschlagen wird, der am stärksten subventioniert wird, sondern der Markt nimmt sich das, was er braucht.
Vielen Dank für die Einblicke, Simon, auf den Energiespeichermarkt, wie ihr euch da mit der BVES auch positioniert, agiert und dann auch den Markt vertretet. War ein sehr spannender Einblick und ich denke, wir tauschen uns dazu einfach noch mal zu einem späteren Zeitpunkt aus, um dann eben zu sehen, welche Schritte der Energiespeichermarkt weitergegangen ist.
Simon Steffgen
Vielen Dank. Lass uns in Kontakt bleiben. Die Entwicklungen sind dynamisch.
Der Beitrag BVES: Energiespeicher im Wandel erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.