Neuzulassungen in Europa auf dem Höchststand seit Pandemie
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Seit dem Beginn der Covid-19-Pandemie verzeichnete Europa im vergangenen Jahr die höchste Anzahl an Neuzulassungen von Fahrzeugen. Einem Bericht des Unternehmens JATO zufolge überstiegen dabei die Zulassungen von Elektroautos erstmals zwei Millionen Einheiten. Zu den Gewinnern im Jahr 2023 gehörten dem Bericht zufolge chinesische Automarken, insbesondere MG, sowie die US-Marke Tesla.
Der europäische Automobilmarkt beginnt also, nach der Pandemie nun wieder an Fahrt aufzunehmen. Dabei waren die starke Nachfrage nach Elektroautos sowie der wachsende Einfluss von neuen Marktteilnehmenden besonders prägend, so der Bericht von JATO. Das britische Unternehmen hat sich seit 1984 auf globale Marktforschung im Automobilbereich spezialisiert.
Im Jahr 2023 wurden demnach in 28 europäischen Staaten fast 12,8 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen – ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
„Der europäische Automobilmarkt scheint sich zu normalisieren. Die Probleme in der Lieferkette sind nun weitgehend unter Kontrolle und die Verbraucher haben sich daran gewöhnt, länger auf neue Fahrzeuge zu warten. Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass das Volumen die 15 Millionen Einheiten von 2019 übersteigen wird. Der Kauf eines Fahrzeugs ist teurer geworden und die Einstellung zum Besitz ändert sich weiter.“ – Felipe Munoz, Global Analyst bei JATO Dynamics
Dabei sei das Wachstum insgesamt von einigen Ländern stärker angetrieben als von anderen. Während der deutsche Markt, der innerhalb Europas nach wie vor der größte für Neufahrzeuge sei, noch immer von hohen Zinssätzen beeinflusst war, habe die Nachfrage in anderen Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder Italien zugenommen.
Außerdem habe man in Deutschland, so Munoz, aufgrund rückläufiger Exporte und der Sorge um die allgemeine Gesundheit der Wirtschaft geringere Wachstumsraten.
Trends im Bereich Elektromobilität
Starke europäische Märkte für E-Autos
Elektroautos sind vor allem in Finnland, Dänemark sowie Belgien, den Niederlanden und Luxemburg besonders stark vertreten und haben entsprechenden Zuwachs bekommen. Aber auch Märkte mit vormals geringer Präsenz von elektrischen Fahrzeugen haben starke Zuwächse verzeichnet. Darunter sind beispielsweise Slowenien mit einem Wachstum von 5 Prozent 2022 auf 9 Prozent im Jahr 2023, Estland von 3,4 Prozent auf 6,8 Prozent und Lettland von 6,6 auf 9 Prozent.
Regional gesehen liegt Skandinavien mit einem Elektroautoanteil von 46 Prozent mit deutlichem Abstand an der Spitze Europas, gefolgt von Nord- und Mitteleuropa mit 19 Prozent Marktanteil, Südeuropa mit 9,4 Prozent und Osteuropa mit 5,3 Prozent. Die europäische Umstellung auf elektrische Mobilität finde, so Munoz, in vier verschiedenen Geschwindigkeiten statt.
Rückläufige Elektroautozahlen in einigen Ländern
Der deutliche Aufwärtstrend der Elektroautos ist jedoch nicht überall in Europa zu verzeichnen. Während in Italien nur ein geringfügiges Wachstum von 0,5 Prozent zu verzeichnen war, war der britische Markt leicht rückläufig um 0,1 Prozent auf 16,5 Prozent im Jahr 2023. In Kroatien sank der Marktanteil von Elektroautos ebenfalls: von 3,2 Prozent im Jahr 2022 auf 2,9 Prozent im letzten Jahr.
Wachstum durch Elektroautos
Grundsätzlich zeichnet sich jedoch in Europa ein deutlicher positiver Trend in Sachen Elektromobilität ab. Mit über zwei Millionen neu zugelassenen Elektroautos hatten elektrische Fahrzeuge 2023 einen Anteil am europäischen Neuwagenmarkt von 15,7 Prozent. Dies stellt einen neuen Höchststand für diese Kategorie dar und erreicht fast das Niveau der ebenfalls über zwei Millionen Neuzulassungen von Dieselfahrzeugen. Plug-in-Hybride machen mit nur 8 Prozent den kleinsten Anteil der Neuzulassungen aus, während Fahrzeuge mit Benzinmotor mit 58 Prozent klar führen.
Damit ist Europa weltweit der zweitgrößte Markt für Elektroautos hinter China mit ungefähr 5 Millionen Fahrzeugen. In den USA hingegen wurden insgesamt nur knapp über eine Millionen Elektroautos neu zugelassen.
Laut JATO spielten auch Anreize für Elektroautos eine große Rolle, jedoch würden damit eher kommerzielle Kund:innen anstelle von Privatpersonen angesprochen:
„Obwohl das Wachstum im November ins Stocken geriet und dann im Dezember stark zurückging, unterstützen Anreize weiterhin die Akzeptanz von Elektroautos in ganz Europa. Betrachtet man jedoch die Daten nach Zulassungsart, so wird deutlich, dass Anreize derzeit nur für Unternehmen, Flotten und Vermieter interessant sind. Das mangelnde Interesse von privaten Käufern ist eine große Hürde, die die Branche überwinden muss. Der Verkauf an Privatpersonen ist für die Automobilhersteller in der Regel am profitabelsten, daher müssen sie unbedingt mehr tun, um diese Art von Kunden zu gewinnen.“ – Felipe Munoz
Die Neuzulassungen von Flotten und Unternehmen sind um 51 Prozent gestiegen, während sie bei Privatkäufern lediglich um 4 Prozent zunahmen. Bemerkenswert ist, dass nur 39 Prozent aller Zulassungen für Elektroautos von privaten Käufern getätigt wurden, ein Rückgang um neun Prozentpunkte gegenüber 2022.
Herstellertrends auf dem europäischen Markt
Der Einfluss chinesischer Marken
Auch auf dem europäischen Markt spielen chinesische Marken eine zunehmend entscheidende Rolle. Insgesamt wurden 2023 über 320.000 Fahrzeuge chinesischer Marken zugelassen, knapp 80 Prozent mehr als im Vorjahr. Dass es sich dabei um eine Invasion chinesischer Marken auf dem europäischen Markt handele, sei jedoch trotz des Rekordmarktanteils übertrieben, so Munoz.
Außerdem kamen zu den 2022 bereits etablierten 23 Marken sieben neue Marken auf dem Markt dazu, aber nur acht der insgesamt 30 in Europa erhältlichen chinesischen Marken verzeichneten mehr als 1000 neu zugelassene Fahrzeuge. Mit 72 Prozent der Gesamtzahl war dabei die Automarke MG der Spitzenreiter. Im Vereinigten Königreich gegründet, ist die Marke inzwischen in den Besitz des chinesischen Konzerns SAIC Motor übergegangen, und konnte ihren Absatz im vergangenen Jahr von über 110.000 Einheiten auf über 230.000 Fahrzeuge mehr als verdoppeln und landete damit auf Platz 20 der meistverkauften Marken in Europa. Damit liegt MG u. a. vor Cupra, Suzuki, Mini oder Mazda.
Dabei war das Vereinigte Königreich mit einem Anteil von 35 Prozent der Gesamtzulassungen weiterhin der größte europäische Markt, wo MG den Platz 11 der meistverkauften Marken einnahm. Dass sich MG dort so großer Beliebtheit erfreut, ist nicht verwunderlich: „MG profitiert davon, dass das Unternehmen wettbewerbsfähige und attraktive Produkte aus China anbietet und gleichzeitig seinen Status als britische Traditionsmarke nutzt“, so Munoz.
Aber auch in anderen Ländern wie Frankreich mit einem Plus von 165 Prozent, Italien mit 311 Prozent und Spanien mit 321 Prozent verzeichnete MG ein rasantes Wachstum. Das Modell MG ZS war auf Platz 10 der meistverkauften B-SUVs in Europa und auch der MG 4 war von enormer Beliebtheit unter den Elektroautos.
Tesla im Aufstieg
Auch für den US-amerikanischen Hersteller Tesla war 2023 ein erfolgreiches Jahr auf dem europäischen Markt. Der Elektroauto-Branchenführer setzte den Aufstieg in der Rangliste fort und überholte Nissan und Volvo auf dem Weg von Platz 18 im Jahr 2022 auf Platz 16 der meistverkauften Marken. Mit über 362.000 Fahrzeugen verkaufte Tesla 56 Prozent mehr Elektroautos im Vergleich zum Vorjahr und war damit der größte Marktanteilsgewinner im Bereich der Elektromobilität, gefolgt von MG, BMW, Toyota und Mercedes-Benz. Verluste in diesem Segment verzeichneten hingegen u. a. die Renault Group, Stellantis, die Hyundai Motor Company, Nissan und Ford.
Das Model Y des US-amerikanischen Autobauers war im vergangenen Jahr das am häufigsten zugelassene Modell in Europa. Zum ersten Mal führte damit ein nicht-europäisches Modell sowie ein elektrisches Modell diese Rangliste an. In einigen Ländern ist der Tesla Model Y sogar das meistverkaufte Fahrzeug, nämlich in Norwegen, Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Finnland. Laut Munoz habe Tesla das richtige Produkt zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Das Tesla Model Y führte also 2023 die Rangliste der bestverkauften Modelle in Europa an, gefolgt vom Renault Clio, dem MG ZS, dem Skoda Octavia, dem Toyota Corolla, dem Dacia Jogger sowie dem Nissan Juke. Die größten Verluste an Marktanteilen hatten im vergangenen Jahr u. a. der Toyota Yaris, der Peugeot 208 und der Fiat/Abarth 500.
Entwicklungen beim Volkswagenkonzern
Der deutsche Konzern Volkswagen hielt 2023 insgesamt den größten Marktanteil in Europa und stieg von 24,7 Prozent im Jahr 2022 auf 25,8 Prozent. Die Konzernmarken Audi, Skoda, Seat und Cupra gewannen im vergangenen Jahr dem Bericht von JATO zufolge Marktanteile hinzu, was auch ein Ergebnis ihrer starken Angebote im Bereich Elektromobilität gewesen sei.
Diese Palette des Volkswagen Konzerns schnitt 2023 entsprechend gut ab: Der ID.4 und der ID.3 belegten den dritten bzw. siebten Platz im Ranking für Elektroautos. Allerdings wurden diese Modelle von direkten Konkurrenten wie dem Tesla Model Y und dem MG 4 überholt. Das Model Y verkaufte sich fast dreimal so gut wie der ID.4, obwohl das Modell durchschnittlich 15 Prozent teurer ist als das Modell von Volkswagen. Von dem MG 4 wurden schließlich 8800 Fahrzeuge mehr verkauft als von dem VW ID.3, obwohl auch dieses Fahrzeug durchschnittlich teurer verkauft wird.
Andere Hersteller auf dem europäischen Markt
Zu den großen Gewinnern des letzten Jahres gehörten auch die japanische Marke Suzuki sowie der Konzern Renault. Im Gegensatz zu Volkswagen verzeichnete der Konzern Stellantis 2023 hingegen den größten Marktanteilsverlust in Europa:
„Der Zusammenschluss von Fiat Chrysler Automobiles und dem PSA-Konzern zu Stellantis im Jahr 2021 hat sich positiv auf die Rentabilität ausgewirkt, aber negativ auf das Volumen und den Marktanteil. Stellantis ist anfällig für neue Marktteilnehmer aus China, und seine vier großen Marken haben im vergangenen Jahr in Europa an Boden verloren.“ – Felipe Munoz
Quelle: JATO – Europe sees highest new vehicle registrations since the pandemic
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