Chile ordnet seine Lithiumstrategie neu
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In den letzten Jahren hat sich Chile als führende Kraft in der globalen Lithiumproduktion etabliert. Das südamerikanische Land nutzt seine reichen Lithiumvorkommen, um eine zentrale Rolle in der weltweiten Versorgung mit diesem kritischen Element für die Batterieherstellung und erneuerbare Energietechnologien zu spielen. Eine Entwicklung, die wir auch im Rahmen unserer “Stories of Salar de Atacama” bereits eingeordnet haben.
Vor diesem Hintergrund hat die chilenische Regierung eine ambitionierte nationale Lithiumstrategie ausgerufen, um die Produktion weiter zu steigern, internationale Investitionen anzuziehen und die Wertschöpfungskette zu vertiefen. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines weltweiten Preisverfalls für Lithium um 80 Prozent, der die wirtschaftliche Dynamik des Sektors herausfordert.
Nun ist Anfang des Monats ein neues Kapitel in der Lithiumindustrie Chiles angebrochen. Innerhalb der nächsten 60 Tage können nationale und internationale Unternehmen ihr Interesse am Lithiumabbau bekunden. Die Ergebnisse sollen im Juli bekannt gegeben werden. Bergbauministerin Williams erwartet erste Vertragsabschlüsse mit Neuinvestoren für das erste Halbjahr 2025.
Die Regierung, vertreten durch ein eigens dafür zusammengestelltes Ministerkomitee, das die Ministerien für Bergbau, Wirtschaft, Finanzen, Umwelt, Wissenschaft und Auswärtige Angelegenheiten umfasst, hat klare Rahmenbedingungen für die Lizenzierung neuer Projekte definiert. Diese Initiativen sollen dazu beitragen, die chilenische Lithiumproduktion bis 2030 um 70 Prozent zu erhöhen und bis 2034 sogar zu verdoppeln.
Das Komitee legte auch besonderen Wert auf Umweltschutzmaßnahmen. Ein Drittel der Salzseen, sogenannte Salare, sind nun vollständig unter Schutz gestellt, um die einzigartigen Ökosysteme zu bewahren. Besonders hervorgehoben wurden der Salar de Atacama und der Salar de Maricunga, die aufgrund ihrer hohen Lithiumkonzentration als strategisch wichtig eingestuft wurden. Hier ist eine Beteiligung des staatlichen Unternehmens Codelco an der Förderung und Verarbeitung von Lithium zwingend erforderlich.
Die Regierung hat jedoch auch den Weg für private Unternehmen geebnet, sich an der Entwicklung des Lithiumsektors zu beteiligen. In den als nicht-strategisch eingestuften Salaren werden öffentlich-private Partnerschaften gefördert, um die Exploration und Produktion von Lithium zu beschleunigen. Dabei müssen Unternehmen vor der Lizenzerteilung lokale Anhörungen durchführen, um sicherzustellen, dass die Interessen und Bedenken der ortsansässigen Bevölkerung berücksichtigt werden.
Wie aus entsprechenden Berichten hervorgeht, hält die chilenische Regierung trotz politischer und wirtschaftlicher Herausforderungen an ihrem Kurs fest. Die Zusammenarbeit zwischen Codelco und SQM im Salar de Atacama, ein Vorhaben, das sowohl von der Opposition als auch vom chinesischen Minderheitsaktionär Tianqi kritisiert wird, bleibt bestehen. Die Regierung plant, eine Mehrheitsbeteiligung an SQM durch Codelco ab 2030 zu realisieren und verhandelt zudem mit Albemarle über ähnliche Beteiligungsmodelle.
Codelco und SQM arbeiten derzeit die Vereinbarungen für ein Joint-Venture aus, welches dem chilenischen Streben folgt, die Kontrolle über die Lithiumindustrie zu verstärken. Tianqi Lithium (Investor in SQM) unterstrich die Bedeutung einer transparenten und vollumfänglichen Beteiligung der Aktionäre am Entscheidungsprozess, nicht nur des Verwaltungsrats. Und forderte hierbei auch eine Aktionärsabstimmung über den endgültigen Vertrag, um Transparenz und eine umfassende Beteiligung zu gewährleisten. Auf Rückfragen von EAN an SQM und Codelco blieb eine Reaktion offen.
Kurz darauf veröffentlichte SQM eine Pressemitteilung (Link zum PDF), in dem das Unternehmen das Ganze einordnet. SQM gibt zu verstehen, dass sich die Verhandlungen normal und wie geplant entwickeln würden. Derzeit führe man ein Audit/ Due Diligence Prozess durch, um zu prüfen, welche Werte, Verträge, usw… die beiden Unternehmen jeweils in das neu zu gründende Joint-Venture einbringen. SQM geht davon aus, dass im Anschluss an diesen derzeit stattfindenden Prozess eine Unterzeichnung entsprechender Verträge stattfinden wird. Aufgrund der Komplexität habe sich SQM ein spezialisiertes Team an die Seite geholt, welches bei den Verhandlungen mit Codelco unterstützt. Hauptaufgabe des Teams sei es, den Nutzen aus der Zusammenarbeit mit Codelco zu maximieren und hierdurch die Interessen von SQM sowie deren Aktionären zu schützen.
Chile selbst gab im Rahmen der Veröffentlichung der Neuordnung der Lithiumstrategie zu verstehen, dass man derzeit die Idee einer nationalen Lithiumfirma angesichts der aktuellen Entwicklungen nicht weiterverfolge. Dennoch zeigt sich die chilenische Regierung entschlossen, die Lithiumindustrie des Landes zu stärken. Durch die Fokussierung auf eine nachhaltige und umweltbewusste Entwicklung strebt Chile danach, seine Position als globaler Lithiumlieferant zu festigen und auszubauen.
Quelle: investing.com – Chile öffnet Salzseen für 70 Prozent mehr Lithium / SQM – Pressemitteilung vom 21.03.2024
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