Teure Enttäuschung: Elektroautos belasten Autovermieter
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Die Autovermietungsbranche steht vor erheblichen Herausforderungen mit Elektroautos, die sich für sie als teurer und unpraktischer erweisen als Verbrennerfahrzeuge. Das zeige sich deutlich an den Erfahrungen großer Autovermieter wie Sixt und Hertz, die in der Vergangenheit Deals mit Herstellern wie Tesla und BYD abgeschlossen haben und nun mit kostspieligen Fehlschlägen konfrontiert sind. Starcar-Chef Jens Hilgerloh, dessen Unternehmen zu den größten Autovermietern in Deutschland gehört, hat im Gespräch mit dem Manager Magazin die Gründe hinter diesem Desaster und die Verzweiflung der Automobilhersteller erläutert.
Anfang März 2024 sei die Stimmung bei Sixt noch positiv gewesen, nachdem das Unternehmen fast elf Prozent höhere Vermieterlöse im ersten Quartal verbuchen konnte. Vermutlich profitierte das Unternehmen von den Streiks bei der Lufthansa und der Deutschen Bahn. Doch trotz dieser Umsatzzuwächse meldete Sixt Anfang Mai einen Verlust von 23,1 Millionen Euro, was einem Minus von über 200 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Hauptverantwortlich für diesen Verlust seien die fallenden Fahrzeugrestwerte, insbesondere im Bereich der Elektroautos, erklärt Sixt-Finanzvorstand Kai Andrejewski gegenüber dem Manager Magazin. Sixt und andere Autovermieter seien in eine “Elektrofalle” getappt. Jens Hilgerloh von der Starcar-Gruppe erklärt außerdem, dass Elektroautos für die Autovermietung nicht praktikabel seien. Für sein Unternehmen sei ein E-Autonn aktuell mindestens 50 Prozent teurer als ein vergleichbarer Verbrenner. Diese Einschätzung wird von den Erfahrungen anderer großer Vermieter geteilt.
Sixt
Hersteller zwingen Vermieter mit Elektroautoanteil
Hertz hatte zuvor angekündigt, bis zu 100.000 Fahrzeuge von Tesla und bis zu 65.000 von Polestar zu kaufen. Auch Sixt hat 2022 noch geplant, bis zu 100.000 BYD-Modelle in ihre Flotte zu integrieren. Man wäre also bereit gewesen, Elektroautos in die Flotten aufzunehmen. Doch damals hätten Volkswagen, BMW und Mercedes nicht die benötigten Mengen liefern können, heißt es. Mittlerweile habe sich die Situation umgekehrt: Die Hersteller könnten mehr und schneller liefern als gewünscht, aber nun meiden Kunden die Elektroautos der Vermieter, sodass man keine weiteren E-Autos mehr aufnehmen will. Bei Starcar sei die Situation ähnlich: Aktuell sei dort nur rund jedes zwanzigste Auto ein elektrisches.
Der Aufschwung der Elektromobilität stockt, nicht zuletzt, weil die Förderungen sukzessive gestrichen wurden. Im Juli 2023 lag der Marktanteil von Elektroautos noch bei 20 Prozent, im April 2024 waren es nur noch 12,2 Prozent. Und das, obwohl immer mehr Elektromodelle auf den Markt kommen und auch verfügbar sind. Für die Autohersteller ist der Markt mit Vermietern und Carsharinganbietern wichtig, da diese fast elf Prozent aller Neuzulassungen in Deutschland ausmachen und so helfen, die Werke besser auszulasten.
Mancher Hersteller soll nun versuchen, Autovermieter dazu zu zwingen, einen Teil ihrer Bestellungen auf Elektroautos umzustellen, oft ohne die übliche Rücknahmevereinbarung. Folglich müsste bei einer Fahrzeugbestellung ein gewisser Anteil elektrisch sein, so wollen es die Konzerne. Hilgerloh lehne dies ab, da er das Risiko nicht eingehen will, selbst wenn ihnen die Autos mit hohen Rabatten angeboten würden. Hertz musste infolge der gescheiterten Elektroauto-Offensive Abschreibungen in Höhe von 245 Millionen Dollar hinnehmen. Stephen Scherr, der Anfang 2022 als CEO antrat, um Hertz mit großen Deals mit Tesla und Polestar zu einem Elektroauto-Vorreiter zu machen, trat im März dieses Jahres zurück. Hertz habe inzwischen seine Elektroauto-Bestellungen massiv reduziert, viele Fahrzeuge verkauft und stattdessen Verbrenner bestellt.
Hertz
Elektroautos für Vermieter impraktikabel
Sixt plane für 2024 noch einen operativen Gewinn von 350 bis 450 Millionen Euro, indem Co-CEO Alexander Sixt den Anteil an Elektroautos in der Flotte massiv gesenkt und die Bestellung weiterer Teslas zeitweise komplett gestoppt habe. Tesla-Chef Elon Musk lehnt Rückkaufvereinbarungen zu fixen Konditionen ab, sodass Vermieter sehen müssen, wie sie die Elektroautos weitervermarkten. Hilgerloh betont im Gespräch auch, dass gebrauchte E-Autos schwer zu verkaufen seien, da es wenig Nachfrage gibt.
Außerdem sei für die Vermieter der Umgang mit Elektroautos komplizierter. Das Tanken eines Verbrenners dauert nur etwa eine Viertelstunde, während das Aufladen eines E-Autos drei bis sechs Stunden in Anspruch nehmen kann, wenn keine Schnellladestation verfügbar ist. Dies stelle eine Herausforderung dar, besonders an Mietstationen mit 150 bis 250 Autos, wo täglich zwischen 30 und 50 “Check-outs” stattfinden, erklärt Hilgerloh. Die Ladeinfrastruktur reiche nicht aus, um diese Menge an Fahrzeugen effizient zu bewältigen, da Vermieter ihre Standorte oft nur mieten und die Eigentümer wegen zu hoher Investitionen nicht in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren wollen, heißt es.
„Elektroautos sind seit dem Wegfall der Subventionen in der Anschaffung viel teurer. Der Strom ist teuer. Die Ersatzteile, insbesondere die Batterien, sind auch wahnsinnig teuer”, so der Starcar-Chef weiter. Kunden, die E-Autos mieten, täten dies aus Überzeugung, müssten aber bereit sein, höhere Kosten zu tragen. Auch, wenn die Hersteller diesen Umstand längst erkannt haben und nach Lösungen fragen, bleibt die Antwort meist klar: Die Vermieter sehen für Elektroautos derzeit keine praktikablen und rentablen Lösungen.
Quelle: Manager Magazin – „Ein Elektroauto ist für uns mindestens 50 Prozent teurer als ein Verbrenner“
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