Warum fertige Ladeparks oft ohne Strom bleiben
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In Deutschland stehen immer mehr Schnellladeparks bereit, ohne jedoch in Betrieb zu gehen. Der Hauptgrund dafür ist das Stromnetz, das dem schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur Grenzen setzt, wie Welt.de in einem aktuellen Artikel ausführt. Anbieter und Netzbetreiber kämpfen mit Herausforderungen, die in anderen Ländern leichter zu bewältigen sind.
Bereits aufgebaute Ladesäulen, wie die zwölf Anschlüsse von Ionity auf einem Autohof in Nörten-Hardenberg an der A7 oder die zwanzig Säulen in Parsdorf bei München, stehen ungenutzt. Ein Beispiel für die Ladesituation in Deutschland. Obwohl sie bereit sind, Elektroautos mit bis zu 350 Kilowatt zu laden, fehlt es am entscheidenden Punkt: dem Stromanschluss. Diese Situation frustriert sowohl Kund:innen als auch Unternehmen.
Verzögerungen bei Netzanschlüssen bremsen E-Mobilität
Marcus Groll, Co-Chef von Ionity, beschreibt das Problem: „Wir haben mehrere Standorte, an denen die Ladesäulen und Parkplätze fertig sind, der Trafo steht, aber wir warten noch auf den Netzanschluss.“ Besonders im vergangenen Jahr hat sich die Lage verschärft. Die Frage ist nicht mehr, wie lange der Anschluss dauert, sondern ob er überhaupt zustande kommt. Diese Klagen hört man branchenweit.
Alexander Junge, Member of the Executive Board of Aral AG sowie General Manager BP pulse, Central Europe, hatte sich hierzu bereits im November 2023 gegenüber Elektroauto-News geäußert: “In Nordrhein-Westfalen warten zurzeit um die 40 ultraschnelle Ladepunkte, die wir errichtet haben, auf ihre Inbetriebnahme. Warum? Weil die Netzanschlüsse zu lange dauern. Oftmals dauern auch Baugenehmigungen relativ lange. Eigentlich wollte die Politik Ladeinfrastruktur baugenehmigungsfrei machen. … Und auch bei Netzanschlussanträgen sollte man ernsthaft eine Höchstbearbeitungsdauer durch den Netzbetreiber in Betracht ziehen. Wir haben in Deutschland über 800 verschiedene Netzbetreiber und unsere Erfahrung ist, dass die tatsächlich auch sehr unterschiedlich schnell vorankommen bei der Bearbeitung von Netzanschlussanträgen.”
Herausforderung für Netzbetreiber
Keine gute Entwicklung, der Ausbau des Ladenetzes ist essenziell für die Elektromobilität, wird aber durch das Stromnetz gebremst. Nur eine begrenzte Anzahl von Ladestationen kann an die bestehenden Leitungen angeschlossen werden. Neue Kabel und Anschlüsse zu verlegen, dauert oft Jahre. In Städten wie Berlin ist die Situation besonders schwierig. Thomas Mohnke, Chef eines großen Fahrdienstes, sucht seit Monaten nach einem Standort für Ladesäulen, aber es mangelt an Stromanschlüssen.
Stromnetz Berlin bestätigt, dass es zu Verzögerungen kommen kann, besonders wenn längere Kabelstrecken verlegt werden müssen. Der durchschnittliche Zeitraum von der Beantragung bis zur Inbetriebnahme beträgt etwa zwölf Monate, kann aber auch länger dauern. Die lokalen Stromnetze gehören 866 Unternehmen, und die Kapazität der Leitungen ist oft unklar.
Auch die Bundesnetzagentur beobachtet Verzögerungen beim Anschluss von Ladeinfrastruktur, abhängig von der Netzkapazität vor Ort. Der Aufbau einer Ladesäule geht schneller vonstatten als die notwendige Netzverstärkung. Um dem zu begegnen, sind die Verteilernetzbetreiber gesetzlich verpflichtet, vorausschauend zu planen. Ebendiese stehen vor einer gewaltigen Aufgabe: Wärmepumpen, Wallboxen, Solaranlagen und Ladeparks müssen angeschlossen werden. Industrieanlagen stellen von Gas auf Strom um, und Anlagen zur Rückspeisung von Strom ins Netz erschweren den Ausbau. Die Bundesnetzagentur sieht dies als große Herausforderung.
Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern
Andere Länder haben weniger Probleme mit Netzanschlüssen. In Frankreich gibt es nur einen Netzbetreiber, was den Prozess erleichtert. In Österreich und den Niederlanden kann man online sehen, wo Kapazitäten frei sind, auch wenn die Netzauslastung dort ebenfalls Herausforderungen mit sich bringt. Groll von Ionity schlägt vor, statt Ladeparks zu subventionieren, den Ausbau der Strom-Infrastruktur zu finanzieren. Ionity betreibt 80 Ladestandorte an Raststätten und möchte expandieren, wird jedoch durch einen Rechtsstreit blockiert. Für zukünftige Lkw-Ladestationen fehlt es ebenfalls an größerer Netzleistung.
Die Bundesregierung plant, bis 2030 drei Viertel der installierten Leistung an High Performance Chargern bereitzustellen. Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur rechnet mit 23,3 bis 32,4 Gigawatt installierter Ladeleistung bis 2030. Der erfolgreiche Aufbau der Ladeinfrastruktur hängt maßgeblich vom rechtzeitigen Ausbau der Stromnetze ab.
Quelle: Welt.de – Die Säule steht, der Strom fehlt – das wahre Problem des Ladenetz-Ausbaus
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