Technologietransfer bei Nissan: Vom Rennsport auf die Straße
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Tadashi Nishikawa, Chief Powertrain Engineer für Nissan in der Formel E, hat eine lange Karriere in der Automobilindustrie hinter sich. Bevor er 2021 zum Formel-E-Team in Europa wechselte, war er rund 17 Jahre lang für die Entwicklung von Nissan-Straßenfahrzeugen verantwortlich. Seine aktuelle Rolle in der Formel E beschreibt er als koordinativ: „Meine Hauptaufgabe besteht darin, die Antriebsspezifikationen zu koordinieren und die besten Wege zu finden, um das Auto zu optimieren.“ Dabei entwirft er keine spezifischen Teile selbst, sondern überwacht das gesamte Projekt und trägt die Verantwortung dafür.
Ein großer Teil seiner Arbeit ist die enge Zusammenarbeit mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Nissan in Japan. Nishikawa betont die Bedeutung dieses Austauschs: „Ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit unseren Kollegen in Japan. Manchmal brainstormen wir mit Ingenieuren des ‘Nissan Technology Centre’ über zukünftige Technologien und teilen unsere Ideen.“ Seine Aufgabe besteht darin, die Philosophien der beiden Bereiche – Rennsport und Serienautos – zusammenzubringen, um die Gesamtleistung von Nissan zu verbessern.
Nishikawa spricht auch über die Herausforderungen, die mit der Koordination der verschiedenen technischen Teams einhergehen. „Ein Gleichgewicht zwischen der Leistung jedes einzelnen Bauteils zu finden, ist eine große Herausforderung“, erklärt er. Oftmals konzentrieren sich die Ingenieure zu sehr auf die Optimierung einzelner Komponenten, was zu Problemen in anderen Bereichen führen könne. Die Schwierigkeit bestehe darin, sicherzustellen, dass alle Ingenieure als Einheit zusammenarbeiten, um das gesamte Auto zu verbessern.
„Im Rennsport verwenden wir Technologie in ihrer fortschrittlichsten Form“
Im Vergleich zur Entwicklung von Autos unterscheidet sich der Motorsport deutlich. „Auf der Automobilseite würden wir normalerweise andere Autos auf dem Markt als Benchmark nehmen“, erläutert Nishikawa. Im Motorsport hingegen sei es schwierig, die genaue Vorgehensweise der Konkurrenz zu verstehen, da die Entwicklungsprojekte stark abgeschottet seien. Technologietransfer zwischen Rennstrecke und Serienfahrzeug sei daher zwar real, jedoch nicht immer einfach. „Im Rennsport verwenden wir Technologie in ihrer fortschrittlichsten Form“, sagt er. Dabei stehen Effizienz und Leistungsdichte im Vordergrund, während Kosten und Komfortaspekte wie Geräusch, Vibration und Rauheit (NVH) weniger relevant sind. Die Erkenntnisse aus dem Rennsport könnten jedoch helfen, theoretische Möglichkeiten aufzuzeigen, die später auf Straßenautos angepasst werden könnten.
Der Technologietransfer verläuft jedoch nicht nur in eine Richtung. Zwar gibt es laut Nishikawa weniger direkten Nutzen von Autos hin zur Formel E, dennoch fließen einige Erkenntnisse aus der Nissan-Forschungsabteilung in Japan in die Rennwagenentwicklung ein. „Wir übernehmen einige Erkenntnisse aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Japan, indem wir deren Arbeitslogik auf unsere Projekte anwenden und einige Designmethoden für kleinere Komponenten nutzen.“ Auch wenn es kein direkter Transfer ist, glaubt er, dass die Erfahrungen aus anderen Nissan-Projekten einen großen Einfluss auf die Entwicklungen in der Formel E haben.
In Bezug auf die Entwicklung der Formel E in den letzten eineinhalb Jahren stellt Nishikawa fest, dass das Leistungsgefälle zwischen den verschiedenen Antriebssträngen deutlich geringer geworden ist. „In Saison 9 haben wir die Unterschiede zwischen den Antriebssträngen in Bezug auf Effizienz und Gesamtleistung noch bemerkt. Diese Saison sehe ich jedoch keinen solchen Unterschied. Die vier Tophersteller sind sehr eng beieinander“, sagt er. Diese Entwicklung sei ermutigend, da sie die positive Wirkung der in Saison 10 eingeführten Software-Updates zeige.
Quelle: e-formel.de – Nissan-Chefingenieur im Interview: “Sehen in der Formel E, was theoretisch möglich ist”
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