Wie kann berufliche Mobilität nachhaltiger werden?
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Wie können Arbeitgeber und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Mobilitätsverhalten im beruflichen Kontext gestalten? Diese Frage beschäftigt zahlreiche Unternehmen und Organisationen. Das Future Mobility Lab (FML) des Instituts für Mobilität der Universität St. Gallen (IMO-HSG) geht dieser Frage in einem 2024/2025 laufenden Forschungsprojekt nach und wird dazu im Frühjahr 2025 die Studie Berufliche Mobilität neu gestalten veröffentlichen. Vorab ist jetzt ein Pre-Report mit den quantitativen Ergebnissen der Befragung von Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen in Deutschland und der Schweiz erschienen.
„Das Future Mobility Lab untersucht in der aktuellen Studie, wie ein Wandel des beruflichen Mobilitätsverhaltens hin zu einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Mobilität gelingen kann. Nachhaltige Arbeitswege und Mobilitätsangebote haben in Zeiten des Fachkräftemangels und erweiterter Berichterstattungspflichten an Relevanz für Arbeitgeber gewonnen“, erklärt Dr. Philipp Scharfenberg, Vize-Direktor am Institut für Mobilität an der Universität St. Gallen.
Im Rahmen mehrerer Datenerhebungen wurden im vergangenen Sommer 618 Arbeitgeber in Deutschland und 365 Arbeitgeber in der Schweiz befragt. Zudem wurden gut 1800 Arbeitnehmende in Deutschland und 1100 Arbeitnehmende in der Schweiz befragt. „Ein Ziel der Erhebungen lag in der Bereitstellung einer empirischen Datengrundlage zum Thema Mobilitätsangebote für Arbeitnehmende: Welche Impulse haben Arbeitgeber sich im Bereich Mobilitätsangebote zu verändern? Wie würden Arbeitnehmende Angebote annehmen, wenn diese angeboten werden? Die Bereitstellung der Pre-Reports für Deutschland und die Schweiz soll einen Diskussionsimpuls geben“, sagt Jannis Linke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mobilität an der Universität St.Gallen, die Ausrichtung der Studie.
Zu den wichtigsten Erkenntnissen der Befragung von Arbeitgebern gehören:
Die befragten Arbeitgeber befinden sich mehrheitlich in einem Transformationsprozess ihres Mobilitätsangebots (Deutschland 59 Prozent, Schweiz 56 Prozent). Als Treiber hierfür werden in Deutschland die Arbeitgeberattraktivität vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels (78 Prozent), die Wünsche der Beschäftigten (67 Prozent) und die Forderung nach Emissionsreduktion (62 Prozent) genannt.
Maßnahmen der Angebotserweiterung im Rahmen des Veränderungsprozesses sind vor allem ein Dienstrad-Leasing (77 Prozent), die Flottenelektrifizierung (72 Prozent), Home-Office-Tage (62 Prozent) und das Deutschlandticket (52 Prozent).
Allerdings haben die Arbeitgeber bislang eher wenig Einblicke über die Wünsche der Arbeitnehmer:innen (43 Prozent keine Übersicht) oder die von ihren Arbeitnehmer:innen auf dem Arbeitsweg genutzten Verkehrsmittel (66 Prozent keine Erhebung).
Zu den wichtigsten Erkenntnissen der Befragung von Arbeitnehmenden gehören:
Bei der Frage nach dem Interesse an Mobilitätsangeboten als freiwilligen betrieblichen Zusatzleistungen werden Mobilitätsangebote an zweiter Stelle nach zusätzlichen bezahlten Urlaubstagen genannt.
Arbeitnehmende sind auch bei eigener Zuzahlung bereit, Mobilitätsangebote über ihren Arbeitgeber zu beziehen. Alle in der Erhebung genannten Angebote wurden mit eigener Kostenbeteiligung angeboten, durchschnittlich mit 5 bis 25 Prozent Vergünstigung gegenüber einem Privatkauf.
Insbesondere jüngere (20 bis 39 Jahre) und urban lebende Arbeitnehmende sind an vergünstigten Mobilitätsangeboten des Arbeitgebers interessiert, z.B. halten 66 Prozent der 20- bis 29-jährigen Beschäftigten den Bezug eines vergünstigten Deutschlandtickets für wahrscheinlich. Zudem bewerten die 20- bis 29-jährigen Arbeitnehmenden den Bezug von Mobilitätsangeboten im Bereich Carsharing (30 Prozent) und Mikromobilität Sharing mit E-Bike oder E-Scooter (31 Prozent) als wahrscheinlich.
Im Vergleich Deutschland / Schweiz zeigt sich: Bei den Erwerbstätigen gibt es strukturell keine großen Unterschiede, das Interesse an Diensträdern ist in der Schweiz deutlich geringer als in Deutschland. Bei den ÖV-Angeboten ist das Interesse in der Schweiz vor allem an den lokalen Tarif-Angeboten (25 Prozent Rabatt gegenüber Privatkauf) groß.
Die Zielsetzungen der Studie und des Future Mobility Lab aufgreifend ergänzt Marc Recker, Geschäftsführer FischerAppelt Relations: „Wir wollen Unternehmen wertvolle Impulse für Ihren Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigeren, zukunftsorientierten beruflichen Mobilität geben. Eine glaubwürdige Kommunikation nach innen und außen ist dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Akzeptanz und Aktivierung.“
Die Ergebnisse der vollständigen Studie, zusammen mit den Ergebnissen aus der mehrmonatigen Begleitung von Arbeitgebern, werden im Frühjahr 2025 veröffentlicht. Zum Future Mobility Lab gehören mehr als 25 namhafte Partner aus Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Verbänden. Initiatoren sind das Institut für Mobilität der Universität St. Gallen und die Kommunikationsagentur FischerAppelt. Das Konsortium erarbeitet Anreizsysteme und -maßnahmen, mit denen sich das Mobilitätsverhalten nachhaltig gestalten lässt. Das FML möchte realen Einfluss auf Mobilitätsverhalten nehmen und die gegenwärtige Mobilitätswende unter Beachtung der ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit mitentwickeln.
Quelle: Future Mobility Lab Universität St. Gallen – Pressemitteilung vom 12.11.2024
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