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Hyundais RN24 im Test: Elektro-Rakete mit Rallye-DNA

Hyundais RN24 im Test: Elektro-Rakete mit Rallye-DNA

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Auf den ersten Blick sieht der Hyundai RN24 aus wie ein Gefährt aus der Endzeit-Filmreihe Mad Max. Doch unter der futuristisch-minimalistischen Hülle steckt eine Kombination aus Ioniq 5N– und Rallye-Technik, die den nächsten Boliden der koreanischen Sportabteilung vorwegnimmt.

Die Konzeptfahrzeuge haben bei Hyundai Tradition. Meist nehmen sie die Technik beziehungsweise Teile davon vorweg. Deshalb tragen sie auch das R im Namen, das für Rolling Lab (rollendes Labor) steht. Beim R22N verbarg sich unter der Hülle des Hyundai Ioniq 6 der Ioniq 5N. Beim RN24 ist es der nächste Elektro-Sportler, der ein Segment unterhalb des Ioniq 5N positioniert ist. Der Spaßfaktor soll aber noch größer sein.

Die Agilitätsgleichung klingt vielversprechend: WRC plus Ioniq 5N ergibt RN24. Im Klartext: Die Technik des 5N wird in ein Rallye-Chassis gepackt. Diese Motorsport-Disziplin beherrschen die Koreaner. Das haben sie in der Rallye-Weltmeisterschaft WRC eindrucksvoll bewiesen.

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Das Ziel ist ein kompakter, leichter und leistungsstarker Elektrosportler, der den Ioniq 5N bei der Querdynamik in den Schatten stellt. Keine leichte Aufgabe. Doch die Koreaner haben erkannt, dass Power bei einem Stromer kein Differenzierungsmerkmal mehr ist. Viele PS hat mittlerweile jeder Wald- und Wiesen-Chinese unter der Haube. „Entscheidend ist das Verhältnis von Leistung und Gewicht“, erklärt Joon Park, Vizepräsident der Marke N das Konzept. Deswegen ist der R24N auch um rund 200 Kilogramm leichter als der Ioniq 5N, bei gleicher Batteriekapazität und gleicher Leistung. Beide basieren auf der E-GMP-Plattform. Allerdings ist der Radstand des RN24 mit 2660 Millimetern um 340 Millimeter kürzer als der des Technikspenders Ioniq 5N. Auch die Batterie ist um 165 Millimeter kürzer. Das haben die Techniker erreicht, indem sie die Leistungselektronik von den Stirnseiten entfernten und auf den Energiespeichern platziert haben.

Hinzu kommt, dass die Elektromotoren mit 175 kW (238 PS) vorne und 303 kW (412 PS) hinten zusammen nominell mit 478 kW (650 PS) zwar die gleiche (Spitzen-)Leistung wie der Ioniq 5N bereitstellen, diese aber dauerhaft halten können. Damit diese Kraft auch richtig auf die Straße kommt, hat der RN24 ein extrem verwindungssteifes Chassis, das obendrein mit einem Rallye-Fahrwerk bestückt ist. Der Heckspoiler sorgt für Abtrieb. Die direkte Lenkübersetzung samt der Software stammt ebenfalls von den Rallye-Boliden.

Die weiteren Technik-Details sind ebenfalls spannend. Der RN24 verfügt über fünf Fahrmodi: Schnee, Schotter, Asphalt, N-Drift und N-Drift+, der den Allradler 24N zum reinen Hecktriebler macht und dem Hinterteil noch mehr Verve einhaucht, als das beim Ioniq 5N bereits der Fall ist.

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Um die Power fein dosiert zu verteilen, hat der RN24 ein mechanisches Sperrdifferenzial an der Vorderachse und ein elektrisches Sperrdifferential (e-LSD) hinten. Ein Highlight ist die e-Handbremse, die direkt auf die Hinterräder wirkt. Um die Hinterreifen zu blockieren, nutzen die Techniker ein umgedrehtes Torque Vectoring. Dadurch ist eine Hydraulik überflüssig und die Bremswirkung tritt sofort ein. Der lange Hebel im Cockpit des Versuchsfahrzeugs stammt aus einem Rallye-Auto, ist aber keine Mimikry, wie wir sehr bald feststellen sollten.

Hyundai RN24 im Fahrtest: Erster Eindruck hinter dem Lenkrad

Jetzt geht es zur Sache. Wir sitzen mit Fünfpunkt-Renngurten festgezurrt in dem Prototypen. Vor uns ein Lenkrad, wie man es aus dem Rennsport kennt. Mit zwei Drehrädern und einigen Knöpfen. Wir drücken einen links unten und bollernd erwacht der mächtige Achtzylinder zum Leben. Akustisch zumindest. Also hält Hyundai auch bei künftigen Ioniq-N-Modellen an dieser Tradition fest. Per Drehrad scrollen wir durch die Fahrmodi bis zum Schnee-Programm. Den Automatikhebel auf D drehen und los geht es. Naja, zumindest einigermaßen. Denn bei der Einstellung Snow hat die Vorderachse das Kommando und mit Driften ist noch nicht viel. Aber genau das soll ja auch so sein.

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Eines ist aber jetzt schon klar. Power hat der 24N im Überfluss. Der Drift+ Modus ist das genaue Gegenteil. Der R24N mutiert zu einem Hecktriebler reinsten Wassers, fast schon zu giftig. Schon beim leichtesten Antippen des Gaspedals samt Lenkeinschlag entwickelt das Heck ein Eigenleben, so dass wir blitzschnell am Lenkrad kurbeln müssen, um den 24N-Wildfang in Zaum zu halten. Was nicht immer gelingt und wir eine blitzsaubere Pirouette hinlegen. Doch nach einigen Versuchen haben wir den mobilen Quertreiber im Griff, zumindest einigermaßen.

Danach wählen wir die goldene Mitte: Asphalt. Und schon bekommt der Tanz eine andere Verve. Der Hyundai 24N reagiert wie ein gut ausgebildetes Dressurpferd auf Hand- und Fußbefehl. Ein leichter Zug an der Handbremse samt kurzem Gasstoß genügt und das Heck keilt aus. Sauber und berechenbar. Den Rest besorgt der rechte Fuß, der die E-Maschinen auf Zug hält. Wie mit dem berühmten Zirkel gezogen, kreiselt der RN24 mit festem Radius. Sofort ertönt das markerschütternde hochfrequente Kreischen der Reifen, weißer Rauch umhüllt den Prototypen und der beißende Geruch von verbranntem Gummi steigt in die Nase. Quer ist mehr, lautet die Devise. Wir genießen jede Sekunde dieses einzigartigen koreanischen E-Karussells. Nicht so: die Pneus.

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Nach einigen weiteren Donuts signalisiert das unmissverständliche Zupfen und Rubbeln im Lenkrad das Ende der Gummischicht der Walzen. Besser an die Box, bevor sich die Reifen mit einem lauten Knall ins Nirvana verabschieden. Ein Blick auf die Lauffläche bestätigt die Befürchtungen: Die lustvolle Quertreiberei hat den Gummi-Tribut gefordert. Schnell sind neue Pneus aufgezogen und raus geht es auf die Rennstrecke. Das ist dann eine ganz andere Gemengelage, da das Heck bei jeder Kurvenkombination eifrig mitlenkt. Also sind eine saubere Linie und ein ebenso dosierter wie präziser Einsatz der klassischen Bremse gefragt. Aber auch diese Disziplin beherrscht der Hyundai RN24. Also darf man auf den nächsten N-Stromer gespannt sein. Eines ist jetzt schon klar: Spaß macht er auf jeden Fall.

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